Hawaii Tagebuch – Teil 4

Race Day

Beginnen möchte ich meinen Rennbericht mit einem Zitat von Sebastian Kienle aus einem Interview vor dem Rennen:

« Du kommst hierher, denkst du bist jemand. Die Insel zeigt, dass du niemand bist. »

Jetzt ist es keinesfalls so, dass ich mich als jemanden bezeichnen möchte, der schon viel erreicht hat bzw. dass ich von mir selbst behaupte, jemand Besonderes zu sein. Das Zitat kann auf jeden Einzelnen Starter hier übertragen werden. Der IRONMAN auf Hawaii hat eben seine ganz eigenen Gesetze. Unter den Triathleten bekannt als der „Mythos Hawaii“.

Der Tag begann schon früh morgens. Mein Wecker klingelte bereits um 3:00 Uhr. Es war noch stockdunkel als wir uns mit dem Shuttlebus auf den Weg zur Wechselzone aufmachten. Allerorten wuseln Athleten mit ihren Betreuern Richtung Pier. Es fühlte sich an, wie der Einzug der Gladiatoren in die Kampfarena. Bereits am Vortag wurden die Räder eingecheckt und die Wechselbeutel abgegeben. Die Laufräder wurden nochmals aufgepumpt und die Zeitfahrmaschine mit Trinkflaschen bestückt. Alle Starter mussten sich entsprechend ihrer Farbe der Badekappe aufstellen. Jede Altersklasse hatte ihre eigene Farbe und somit ihren eigene Startzeit.

Der erste Start mit den Profi Damen erfolgte um 6.25 Uhr in der Früh. Die Luft knistert vor Anspannung, das Meer war sichtlich bewegt und über uns kreisten Drohnen und Helikopter. Nach der live von einer Hawaiianerin gesungenen Nationalhymne der USA (Emotionen und Gänsehaut pur!) donnerte der Kanonenschuss durch die Morgendämmerung. Meine Nervosität stieg ins unermessliche. Jetzt cool bleiben und die Eindrücke aufsaugen. Heute sollte meine persönliche „Vision“ nach jahrelangem Training ihren Höhepunkt finden. Heute ist mein Tag. Ich hatte Tränen in den Augen. Dieses Erlebnis heute wird mir niemand mehr nehmen können. Papa erinnerte mich noch einmal an unser gemeinsames und wichtigstes Ziel heute: Gesund und mit einem Lächeln im Gesicht finishen. „See you at the finish-line“. Eine Renntaktik für heute gab es nicht. Wie sagte noch Kipchoge nach seinem Weltrekord beim Berliner Marathon : „Die beste Taktik ist Training und wer gut trainiert hat, soll Vertrauen in sich haben.“ Ich habe riesigen Respekt (und jetzt sogar ein wenig Angst) vor dem Mythos Hawaii und so gehe ich auch in dieses Rennen: locker aber zügig schwimmen, entspannt Radfahrern und dann den Marathon in glühender Hitze überleben! Nur zu gut kann ich mich an meinen „Blackout“ aufgrund der Hitze bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften im Kraichgau erinnern. Im Nachhinein vielleicht ein „Warnschuss“ im richtigen Moment.

Meine Gruppe mit den lilafarbenen Bademützen der 18 – 29 jährigen Mädels durfte um 6.45 Uhr genau 20 Minuten nach den Profis ins Wasser. Papa musste nach mir noch 50 Minuten auf seinen Start warten. Booom – Startschuss. Der längste und härteste Tag meines Lebens sollte beginnen.

Am Start entlud sich die Anspannung bei allen Startern gleichzeitig und das Salzwasser brodelte. „Waschmaschine“ nennen die Triathleten die Keilerei am Start. Der Wellengang war deutlich spürbar und ich war bestrebt auf die Seite zu atmen, wo gerade keine Welle war. Mit zunehmender Schwimmdauer entspannte sich die Lage etwas und ich konnte gleichmäßig den Weg zum Wendepunkt anpeilen. Ein Katamaran und ein weiteres Boot markierten diesen Punkt und es ging im Uhrzeigersinn wieder zurück ans Pier von Kailua-Kona.

Nach 1:01:58 Stunden Schwimmzeit hatte ich wieder festen Boden unter meinen Füßen. Beim Ausstieg noch kurz den Mund mit Süßwasser gespült und dann ging es ab aufs Rad.

Nach einer kleinen Zuschauerfreundlichen Stadtschleife ging es den Anstieg von der Palani Road hoch auf den Queen K Highway. Oben angelangt sah ich erstmals die Menge an Athleten auf der Strecke, welche sich wie eine Perlenkette auf dem Highway ihren Weg bahnten. Hier auf dem Highway spürte ich die Hitze, welche mich also für den Rest des Tages begleiten sollte. In den Lavafeldern regiert nur Hitze und Wind – warmer Wind. Ich hatte mir einen festen Plan geschmiedet, wann ich welche Menge an Kohlenhydraten aus meinen Radflaschen zu mir nehmen sollte. Zudem Salztabletten und viel Wasser, um bereits auf der Radstrecke den extremen Mineralverlust zumindest etwas auszugleichen. Die Radstrecke mit 1772 versteckten Höhenmetern ist sehr hügelig und erscheint schier unendlich, weil fast immer gerade aus. So spulte ich möglichst gleichmäßig Meile um Meile herunter. Durch den Wendepunkt in Hawi konnte ich die schnellen Profimädels vor mir sehen. Auch für Papa, welcher ja eine knappe Stunde nach mir gestartet war, hatte ich ein fröhliches zuwinken kurz nach Hawi parat.

Nach 5:42:14 Stunden für die 180 Kilometer lange Radstrecke kam ich in der Wechselzone am Pier von Kona an. Die oft drehenden warmen Mumuku Winde auf der Radstrecke hatten mich wirklich Körner gekostet. Gefühlt hatte ich zwei Drittel der Strecke Gegenwind.

Nun noch die dritte Disziplin: Der alles entscheidende Marathon in sengender Mittagshitze. Oberste Priorität hatte hier die Kühlung und die Versorgung des Körpers mit Energie, Flüssigkeit und Mineralien. Der Rest war Kopfsache.

Auf der Küstenstraße, dem Ali’i Drive, erwarteten mich Mama. Sie machte Bilder und feuerte mich an. Auch jetzt wieder die mahnenden Worte, nicht zu schnell loszulaufen und ich solle doch bitte daran denken, meine Kräfte einzuteilen. An den Verpflegungsstationen reduzierte ich jeweils deutlich mein Tempo um meist gehend ausreichend Flüssigkeit zu mir zu nehmen und Eiswasser-Kühlung zu bekommen. Auch die ca. 13% steile Palani-Road nach der Wendepunktschleife am Ali’i Drive zwingt mich zum Gehen. Oben angelangt, laufe ich wieder los, aber es wird immer heißer und das Laufen fällt mir immer schwerer. Die über 300 Höhenmeter machen sich unter diesen extremen klimatischen Bedingungen gewaltig bemerkbar. Der Highway fühlte sich ein weiteres Mal unendlich lang an und die nächste Verpflegungsstation scheint jeweils unendlich weit weg zu sein. Nur alle zwei Meilen bekommen wir Wasser, Cola,Energygetränk, Gel und nochmals Wasser. Zudem Eiswürfel unter meine Mütze. Ich habe alles in und über mich geschüttet, was ich greifen konnte. Bei wirklich jeder Verpflegungsstation. Die regelmäßigen Gehpausen an den Verpflegungsstellen machen viele zeitsparende Momente aus den ersten beiden Disziplinen zunichte. Der Kampf um Sekunden an den Bojen im Wasser, die schnellen Wechsel in den Wechselzonen oder das möglichst lange Fahren in Aeroposition auf dem Rad. Alles umsonst und vergessen, wenn es einem beim Marathon schlecht geht. Das ist Triathlon.

Nachdem wir die ersten 10 Kilometer in Kailua Kona mit relativ vielen Zuschauern gelaufen waren, begann danach die triste Einöde auf dem Highway Richtung Flughafen. Der Highway wollte kein Ende nehmen! Für Abwechslung sorgte einmal mehr die Spitzengruppe der Profi – Damen, die mir auf dem Highway nach und nach – weit auseinandergezogen – entgegenkam.

Jetzt stand mir noch die sogenannte „Hölle“, das Energylab, eine Solarforschungsstation mit besonders heißen klimatischen Bedingungen, bevor! Unten an der Wende vom Energylab angekommen freute ich mich auf das Wiedersehen mit Papa. Nach einem kurzen Abklatschen, oben auf dem Highway, ging es für mich endlich Richtung Ziellinie in Kona! Nur noch etwa 15 Kilometer waren es ab hier. Aber was heißt in meiner körperlichen und mentalen Verfassung eigentlich „nur noch“? Nachdem ich den Highway verlassen hatte, ging es bergab Richtung Pier. Jetzt waren es noch etwa zwei Kilometer. Erst etwa 500m vor dem Ziel war ich mir wirklich sicher, das Ziel heute zu erreichen. Ich laufe erleichtert und überglücklich unter tosendem Applaus der vielen Zuschauer die letzten Meter zur Finish-Line. Nach 10:52:01 Stunden ist es vollbracht! Sprecherlegende Mark Reilly begrüßte auch mich mit den magischen Worten „You are an IRONMAN“. Der Mythos Ironman Hawaii ist geschafft und pure Emotionen brechen über mich herein. Wie versprochen überquere ich mit einem Lächeln und Tränen in den Augen die Ziellinie. Unendlich glücklich und zufrieden habe ich meinen Traum Wirklichkeit werden lassen!

Papa beschrieb sein Rennen heute, wie man es schwäbisch nicht besser ausdrücken könnte: „Voll verreckt“. Nach 11:27 Stunden erreichte er das Ziel und konnte somit seine noch offene Rechnung mit der Feuergöttin Pele dennoch begleichen. Diese hatte ihm bei seinem ersten Start hier auf der Pazifikinsel 1993 ein erfolgreiches Finish verwehrt, weil er seinerzeit nach mehrmaligem Erbrechen beim Radfahren und Laufen nach acht Meilen auf der Laufstrecke aufgeben musste. Dennoch war die Reise damals, wenn auch verspätet, in der Nachbetrachtung ein voller Erfolg. Neun Monate später kam mein großer Bruder Nico zur Welt. Und so schließt sich jetzt der Kreis.

Bestes Team

Vater und Tochter gemeinsam im Ziel auf Hawaii. Dort wo, wenn man so will, mit unserer Familie alles begann. Ein überragendes Erlebnis, was uns niemand mehr nehmen kann. Fast schon drehbuchreif . Ich bin so stolz und happy.

Aloha.

Eure

Hawaii Tagebuch – Teil 3

Erste Eindrücke

Die ersten Eindrücke sind überwältigend: Kailua Kona – eine Stadt voller verrückter Triathleten und Natur, die vielseitiger nicht sein kann! Öde Lavalandschaften wechseln sich mit tropischem Urwald ab! Der Pazifik voller Leben, Sonne und Regen gleichzeitig bei 30C! Die extrem hohe Luftfeuchtigkeit lässt mich den ganzen Tag schwitzen und das schon ohne Sport. Auch die Zeitumstellung hat mir die ersten Tage ganz schön zu schaffen gemacht. Aus einem kurz geplanten „Power Nap“ wurde beispielsweise am ersten Tag ein dreistündiger Mittagsschlaf, weil wir alle vom Flug und der Zeitverschiebung noch platt waren.

Schwimmtraining am Dig me Beach
Das Kona Coffee Boot ist wohl die abgefahrenste Kaffeebar überhaupt. Was für eine tolle Idee, einen der besten Kaffee´s die es gibt, bei der Ironman Championship, Hawai im Kona Coffee Boot an die Teilnehmer auszuschenken. Nach einer halben Meile Schwimmstrecke folgt die köstliche Belohnung. So geht Marketing!

Als Appartement-Bewohner mussten wir uns erst einmal ums Einkaufen kümmern. Eigentlich liebe ich es, stundenlang durch Supermärkte in fremden Ländern zu flanieren und immer wieder etwas Ungewöhnliches zu entdecken. Aber hier auf Hawaii ist es in den Supermärkten ungemütlich kalt und ich habe mir fürs Erste andere Prioritäten gesetzt. Zum Einen möchte ich auch etwas von der Insel sehen. Zum Anderen macht das shoppen hier, aufgrund der hohen Preise und der damit verbundenen Kaufzurückhaltung, nicht wirklich Spaß.

Die Preise hier auf Hawaii machen einen irgendwie wahnsinnig! Alles, wirklich alles ist hier exorbitant teuer. Wirklich günstig, im Vergleich zu Deutschland, ist hier auf Hawaii nur der Sprit an der Tankstelle.

Radstreckencheck

Nach einigen Trainingseinheiten in allen Disziplinen zur Akklimatisierung lasse ich es gut sein, um erholt an den Start gehen zu können. Gefühlt sind alle anderen noch weiter fleißig am trainieren. Überall, zu jeder Tageszeit und jeden Tag mehr, sehe ich Radfahrer und Läufer vor unserem Appartment am Ali’i Drive. Der Ali‘i-Drive ist die Küstenstraße, die unser Appartement mit dem Ort Kailua Kona verbindet. Es ist der direkte Weg zum Schwimmstart und in die Wechselzone. Ein Athlet schneller als der Andere und alle durchtrainiert bis in die letzte Muskelfaser. Der Ironman Hawaii ist eben eine Weltmeisterschaft mit den Besten der Welt bei den Profis und in jeder einzelnen Altersklasse und jeder Athlet hier musste sich für einen Start hier erst einmal qualifizieren.

Ein kurzer Moment der Ruhe am Ali‘i Drive

Meinerseits bin ich auf dem Standpunkt, dass trainingstechnisch alles getan ist. Natürlich könnte auch ich meiner Anspannung und täglich steigende Nervosität mit weiterem Training entgegenwirken, aber was jetzt noch nicht trainiert wurde, lässt sich auch in den letzten Stunden vor dem Rennen nichtmehr nachholen. Dennoch zermürbt es mich zunehmend, immerzu und überall trainierende Athleten zu sehen. Selbstverständlich weiß auch ich, dass ich nicht immer die gleichen Athleten beim Training antreffe aber irgendwie kommt es mir vor, als ob alle anderen weit mehr trainieren als ich. Wie sagte Papa heute zu mir, um mich zu beruhigen? „Alles Trainingsweltmeister!“

Das Training auf dem Queen K Highway ist nicht ungefährlich

Durch den Anstau von Qualifikationsplätzen aufgrund von Corona waren dieses Jahr so viel Athleten wie nie zuvor auf der Insel. Ganz genau sind 5165 Altersklassenathleten und über 100 Profis auf der Meldeliste zu finden. Aus diesem Grund wurde die Veranstaltung auch auf zwei Renntage gesplittet. Aus Deutschland sind genau 497 Athleten, davon ca. 100 Mädels, in Kona vertreten.

Der Zeitplan vom Veranstalter kommt uns insofern entgegen, dass die Athleten aus Papas Altersklasse (50-54) am gleichen Tag mit uns Mädels starten werden. Der Hauptanteil der Männer dann zwei Tage nach uns am Samstag. Auch wenn Papa erst knapp eine Stunde nach mir ins Rennen geschickt wird, ist durch die Streckenführung garantiert, dass wir uns mehrmals sehen werden. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Wenn man ganz viel Glück hat, wird man beim Schwimmtraining begleitet

Meine persönlichen Erwartungen für das Rennen am Donnerstag lassen sich wie folgt zusammenfassen. Ich freue mich und bin dankbar, verletzungsfrei zu sein und fit an der Startlinie stehen zu können. Zwar sicherlich nicht in absoluter Bestform, was mir aber persönlich auch Druck nimmt. Mit der schwül – warmen Witterung bin ich im Training ganz gut zurecht gekommen. Wie das im Wettkampfmodus ausschaut, bleibt abzuwarten.

Heute Nachmittag erfolgt die Registrierung und die Abholung unserer Startunterlagen im King Kamehamea-Hotel direkt an der Wechselzone. Der Rad-Check-in ist am Mittwoch. Am Donnerstag ist dann endlich der Tag, auf welchen ich so lange hin gearbeitet habe.

Noch dreimal schlafen.

Aloha wird in der hawaiianischen Sprache nicht nur als Willkommensgruß verwendet, sondern steht auch für Mitgefühl, Zuneigung und Liebe.

Live tracken könnt Ihr alle Teilnehmer über die App von IRONMAN. Meine Startnummer ist die #1342. Meine Startzeit 6:45 Uhr Ortszeit. Online gibt es einen Livestream. Das ZDF überträgt einige Stunden in der Nacht deutscher Zeit, sowohl vom Wettkampf am Donnerstag, als auch von den Jungs am Samstag.

https://www.zdf.de/sport/zdf-sportextra/sportstudio-live—triathlon-ironman-wm—frauen-100.html

Bitte habt Verständnis, dass der nächste Teil meines Hawaii Tagebuchs mit dem Rennbericht nicht ganz tagesaktuell erscheint. Ich gehe davon aus, dass ich nach dem Rennen einige Stunden Zeit benötige, mein Erlebnis und meine Eindrücke in Worte fassen zu können.

Aloha – Eure

Hawaii Tagebuch – Teil 1

Vorbereitungen für das große Ziel

Bereits ab dem Zeitpunkt meiner Qualifikation beim Ironman Klagenfurt im September vergangenen Jahres begann das „Unternehmen Hawaii“ konkret zu werden. Für das Startgeld auf Hawaii in Höhe von über 1200€ musste ich schon am Tag nach dem Qualirennen meine Kreditkarte zücken. In der Folgewoche hatte Mama bereits Reiseveranstalter kontaktiert und Unterkünfte, sowie Mietwägen gebucht. Die frühzeitige Qualifikation hatte für uns den Vorteil, noch einigermaßen bezahlbare Unterkünfte zu bekommen. Qualifikanten, welche sich erst spät ihren Slot sicherten, hatten durch die Hawaii – Ausfälle 2020 und 2021 und die dadurch resultierende Aufstauung der Qualifikationsplätze das Problem, dass nur noch wenig (bezahlbare) Betten und Mietwägen verfügbar waren. Auch Papa hatte sich ja in Frankfurt 2022 erst relativ spät für Hawaii qualifiziert. Aber für ihn mussten wir quasi nur noch einen Radtransport hinzubuchen, da er als Begleitperson bzw. „Fahrradaufpumper“ (wie er selbst immer so schön sagte), fest eingeplant war. Für den Radtransport mussten wir uns noch Radtaschen besorgen, da eine Anreise zu einem Rennen Übersee für die Moroffs Neuland war. In den Trainingslagern hatten wir immer vor Ort Mieträder genutzt. Wenn man wie wir bisher ausschließlich nur an Triathlons teilgenommen hat, welche mit dem Auto zu erreichen waren, stellt eine Anreise mit Rädern im Flugzeug eine besondere Herausforderung dar.

Es war bisher sichtlich einfach, das ganze Equipment in den VW-Bus zu packen. Die Räder konnten wir bisher sogar komplett einladen, selbst ohne die Laufräder zu demontieren. Zusätzlich Werkzeug und Ersatzlaufräder für den Notfall und Mamas MTB für den Support. Alles bisher kein Problem. Heckklappe auf, Räder, Klamotten etc. rein – alles kein Problem. Sogar eine Kiste Teinacher Mineralwasser hatte immer Platz gefunden.

Bei einer Anreise mit dem Flieger stellt sich das Ganze etwas komplizierter dar. Nach Hawaii geht es alternativlos nur mit dem eigenen Zeitfahrrad. Maximal 23 Kilogramm sind die aktuellen Vorgaben von United Airlines in Bezug auf das zulässige Gesamtgewicht bei den Radtaschen und Koffern. Meine Steckachsen und der dadurch breitere Hinterbau an meinem Rad haben Papa noch kurz an den Rand der Verzweiflung gebracht. Letztendlich war aber alles verstaut und nach mehrmaligem Umpacken hatten auch die einzelnen Gepäckstücke das geforderte Wunschgewicht.

Da wir im Anschluss an das Rennen noch Urlaub geplant haben, war noch einiges an Klamotten mitzunehmen. Auch wenn oft angenommen, reicht ein Bikini oder eine Badehose auf Hawaii bei weitem nicht aus. Früh morgens kann es z.B. auf den Vulkanen empfindlich frisch sein.

Für den Flug über 12000 km nach Hawaii mussten wir uns somit auf das wirklich nur Allernötigste beschränken. Zudem war uns zu Ohren gekommen, dass nur original verpackte Lebensmittel (u.a. unsere Wettkampfverpflegung) in die USA mitgebracht werden dürfen. Also mussten hierfür im Vorfeld kleine Gebinde geordert werden, schließlich wollten wir ja nicht unnötig Ballast mitschleppen. Und CO2-Kartuschen für die Fahrradpumpe bei einem Platten? Risiko gehen oder völlig überteuert auf der Insel kaufen? Gibt es überhaupt 10.000 CO2 Kartuschen für alle 5000 Starter auf Big Island? Hier haben wir die Risikovariante gewählt und hoffen, dass uns der Zollbeamte am Flughafen gut gesonnen ist.

Bürokratische Hürden mussten zudem vorab gemeistert werden: So musste im Vorfeld ein ESTA – Antrag für die Einreise in die USA gestellt werden. Ebenso musste ein Internationaler Führerschein bei der Führerscheinstelle beantragt werden. Vorsorglich hatten wir Dokumente wie Impfpässe etc. eingescannt. Selbst Eintrittskarten, sogenannte „Permits“ für Sehenswürdigkeiten, konnten wir bereits lange vor Reiseantritt online buchen. Bei manchen im Vorfeld geplanten Trekkingtouren hatten wir schon Pech, weil alle Kontingente zu unserem Wunschtermin bereits ausgebucht waren.

Abflughafen ist Frankfurt. Also musste auch der Transfer dorthin organisiert werden. Mit dem Zug zum Flughafen war uns mit den Radtaschen und den Taschen zu umständlich. Meine Brüder erklärten sich bereit, für uns den Shuttle nach Frankfurt zu übernehmen.

Heckklappe auf – Material rein – Heckklappe zu. Es könnte so einfach sein.

Die Reise beginnt.

Eure

Meine Entscheidung. Mein Weg.

Nachdem ich mein persönliches Ziel mit der WM auf Hawaii erreicht hatte, habe ich mir die Frage gestellt, wie es für mich sportlich weitergehen sollte. Sicherlich für mich keine schnell zu beantwortende Frage, welche mich daher auch schon einige Zeit beschäftigt. Nachdem ich für eine Nachwuchsathletin in unserem Pro Team Jakob langsam zu alt bin, wäre der nächste von mir erwartete Schritt wohl, dass ich mir jetzt eine Lizenz als Profi – Athletin hole.

Ich habe mich dagegen entschieden und das aus folgenden Gründen:

1. Persönliche Gründe:

Für eine Karriere als Vollprofi – Athletin müsste ich meinen Job aufgeben. Das würde ich niemals machen. Um diesen Schritt zu gehen, müsste ich bei den Mädels ganz vorne mitmischen können. Jetzt bin ich Realistin genug um einschätzen zu können, dass meine Leistung zwar ganz ordentlich, aber nicht gut genug ist um mit meinem „Hobby“ auch meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Man kann natürlich argumentieren, dass eine Profilizenz auch parallel zum Fulltime – Job gelöst werden kann. Auch dieses Szenario habe ich gedanklich durchgespielt, aber letztendlich für mich ausgeschlossen. Die eigene Erwartungshaltung und die von außen wäre wohl, trotz der Doppelbelastung mit den Vollprofis mithalten zu können, bzw. an deren Leistung gemessen zu werden. Das würde unglaublich viel Stress, Disziplin und Verzicht von mir fordern. Was auf der Strecke bleiben würde ist der Spaß. Das, was mir der Sport in den vielen Jahren gegeben hat soll ich jetzt aufs Spiel setzen? Mit Sicherheit nicht. Ich möchte trainieren, weil ich Lust dazu habe und das trainieren, was mir Spaß macht. Ganz ohne Druck. Nur einfach so.

2. Rahmenbedingungen:

Corona hat uns allen in den letzten Jahren aufgezeigt, dass eigentlich nichts mehr planbar ist. Wettkämpfe sind plötzlich nicht mehr möglich. Nachdem Corona an Wucht verlor, kam der Krieg in der Ukraine mit deren Auswirkungen wir wohl alle nicht in diesem Umfang gerechnet hatten. Auch der Spitzensport wird wieder Spielball der Politik. Leider.

Der Leistungssport wird, egal in welcher Sportart, für Sponsoren immer unattraktiver, da seit einiger Zeit dauergrinsende Influencer für die Marketingabteilungen wichtiger sind, als sportliche Höchstleistungen. Somit müssen Topathleten nicht nur extrem viel Zeit für ihr tägliches Training aufbringen, sondern zusätzlich noch möglichst tagesaktuell die sozialen Netzwerke beglücken.

Auch ein Punkt, welcher mich zum Teil verärgert und zum Umdenken gebracht hat, ist die Entwicklung um das Label IRONMAN. Dass Hawaii auch in Zukunft an zwei Tagen stattfinden soll, ist meines Erachtens ein Angriff auf den Mythos. Für 2022 hatte, aufgrund der ausgefallenen Rennen und der dadurch aufgestauten Slots, wohl noch jeder Verständnis für eine Veranstaltung an zwei Tagen. Jetzt soll jedoch auch in Zukunft an diesem Rennformat festgehalten werden. Wohl nur, um noch mehr zahlende Kundschaft auf die Insel zu locken? Obwohl ich als Mädel von der geplanten zahlenmäßigen Gleichstellung der Geschlechter an Startplätzen profitieren würde, sehe ich dies keinesfalls als fair und gerechtfertigt. Der Mythos bröckelt.

Jetzt möchte ich meine Entscheidung, keine Profi – Lizenz zu lösen und somit auch meine aktive Zeit beim Pro Team Jakob zu beenden, nicht ins Unendliche verargumentieren.

Letztendlich ist es alleine MEINE Entscheidung, welche bereits über einen längeren Zeitraum gereift ist.

Meine Entscheidung. Mein Weg.

Mahalo oder einfach Danke. Danke für die vielen überragenden und schönen Momente. Schön war es!

Jetzt möchte ich in meinem Team für eine neue Athletin Platz machen, welche ihren vielleicht ganz persönlichen Traum einer Profikarriere in letzter Konsequenz lebt. An dieser Stelle ein ganz, ganz großes Dankeschön an meinen Teamchef Jakob und sein Team vom Hotel Jakob und all den Partnern, welche mich als Nachwuchsathletin und unser Pro Team in den vielen Jahren bedingungslos unterstützt haben. Dank auch eurer Unterstützung konnte ich meinen geliebten Sport auf diesem Level ausüben.

Dennoch könnt ihr euch sicher sein, mich auch in Zukunft bei verschiedenen Triathlon Veranstaltungen anzutreffen. Weiterhin dann eben als Agegroup – Athletin 🙂

Ganz liebe Grüße


Eure

Hawaii Tagebuch – 5. und letzter Teil

Mahalo –  oder einfach Danke sagen!


Zunächst war ich außerordentlich glücklich und dankbar, hier auf Hawaii gesund an der Startlinie gestanden zu haben. Dies war nach meiner über Jahre geplanten „Vision“ in meinen Augen bereits ein kleiner Erfolg und Gesundheit sehe ich keinesfalls als planbar bzw. als Selbstverständlichkeit an. Das i – Tüpfelchen war dann der gemeinsame Start mit Papa, welcher so anfangs nicht geplant war und natürlich die Tatsache, dass wir beide erfolgreich gefinished haben .

Glücklich gemeinsam im Ziel

Trotz aller Schmerzen, welche ich in diesem Moment und in den Stunden zuvor hatte, war ich beim Überqueren der Ziellinie unbeschreiblich dankbar und überglücklich.

Demut und Respekt ist beim IRONMAN auf Hawaii grundsätzlich angebracht, sonst lässt dich die Feuergöttin Pelé nicht als Finisher nach Hause reisen. Zahlreiche Tragödien haben sich auch dieses Jahr auf der Strecke abgespielt. Der Kampf mit den wirklich extremen klimatischen Bedingungen und dem damit verbundenen „Mythos Hawaii“ wurde für nicht wenige Athleten zum Verhängnis. Wunschplatzierungen oder angepeilte Zielzeiten sind hier auf der Pazifikinsel völlig fehl am Platz. Somit speichere ich diesen Tag für mich persönlich als einen ganz besonderen Moment in meinem Langzeitgedächtnis ab. Das kann mir niemand mehr nehmen.

Mahalo – Danke!

Danke sagen möchte ich an dieser Stelle allen Unternehmern, Firmen, Sponsoren, Freunden und meiner Familie. Danke, für die Unterstützung auf dem Weg meiner Vision bis zum Ziel hier auf Hawaii 2022.

Danke, dass Ihr an mich geglaubt und mich unterstützt habt. Obwohl Triathlon auf der Langstrecke grundsätzlich ein Einzelsport ist, hätte ich ohne Euch und Eure Unterstützung das Ganze auf diesem Niveau niemals geschafft.

Ein ganz spezieller Dank geht an unseren Teamchef Jakob, welcher es hat sich nicht nehmen lassen, mich hier vor Ort anzufeuern.

Einen ganz lieben Dank an die Schreiberlinge der regionalen Presse, welche meine Berichte aus meiner Homepage so toll aufgearbeitet, und somit auch jenen Sportinteressierten Lesern zugänglich gemacht haben, welche vielleicht mit dem Internet und sozialen Netzwerken nichts am Hut haben.

Ich bin außerordentlich Dankbar über all die netten und herzlichen Reaktionen hier vor Ort und welche mich über die sozialen Netzwerke erreicht haben. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wie viele Menschen mittlerweile mit mir mitfiebern und an meinem geliebten Sport interessiert teilhaben.

Nochmals ganz, ganz lieben Dank!

Mahalo

Eure

Hawaii Tagebuch – Teil 2

Die Reise ans andere Ende der Welt

Am Flughafen Frankfurt angekommen, konnten wir in der Abfertigungshalle bereits zahlreiche Reisende an ihren Gepäckstücken als Triathleten ausmachen. Athleten mit großen schwarze Radkoffern und alle mit dem gleichen Ziel, nämlich dem Kona International Airport at Keaholei bei Kailua-Kona. Im Flieger waren gefühlt ausschließlich Triathleten mit ihren Angehörigen und Begleitern vorzufinden. Überall durchtrainierte Athleten mit Rucksäcken und T-Shirts von verschiedensten Triathlonrennen auf der ganzen Welt.

Zwangsläufig geht ein Flug nach Hawaii nur mit einem Zwischenstopp. Bei uns wurde der Flieger nach über 11 Stunden Flug in San Francisco gewechselt. Gefühlt für mich schon jetzt eine Ewigkeit. Ein Triathlon über die Langdistanz geht schneller rum.

Nach einem kurzen Zwischenstopp, wo wir unser Gepäck erst entgegen nehmen und dann nochmals einchecken mussten, ging es in den nächsten Flieger. Unser Ziel jetzt: Der Kona International Airport auf Big Island. Nach jetzt insgesamt 18 Stunden reiner Flugzeit hieß es endlich „Welcome to paradise“. Ich bin wirklich hier, ich kann’s kaum glauben, wandle unter Palmen im Paradies auf dem „heiligen Boden“ der Triathleten: Hawaii.

Während dem ersten Flug hatte ich versucht wenig zu schlafen, um dem drohenden Jet Lag ein Schnippchen zu schlagen. Dadurch gibt es hoffentlich weniger Probleme mit der Zeitumstellung (MESZ: 12 Stunden zurück). Mehr Sorgen macht mir dagegen das typische Hawaii-Klima mit hohen Temperaturen und extremer Luftfeuchtigkeit.

Beim Aussteigen aus dem Flugzeug, es war nach Mitternacht, empfand ich das Klima als nicht wirklich unangenehm. Vom klimatisierten Flieger ging es direkt ins Freie. Die Flughafenhalle hier am Airport ist eher als überdachter Freisitz zu bezeichnen. Richtig cool und ein erster Vorgeschmack, auf den Hawaiianischen Spirit.

Meine jetzt größte Sorge war, dass auch unsere Räder und Koffer ihr Ziel gefunden haben. Vorsorglich hatten wir unsere wertvollen Gepäckstücke mit Trackern ausgestattet. So konnten wir schon während dem Flug abchecken, dass alles mit an Bord war.

Empfangen wurden wir vom Team unseres Reiseveranstalters mit den obligatorischen Hawaiianischen Blumenketten, den sogenannten „Lei“. Der Transport in unser Appartement erfolgte in einem typisch amerikanischen gelben Schulbuss, was auch irgendwie cool war.

Direkt am AliiDrive in Kona, am „White Sands Beach“, ist unsere Unterkunft. Nach einer hoffentlich entspannten Nacht werden morgen erst mal die Räder aufgebaut, der Mietwagen abgeholt und eingekauft. Ein kurzer Lauf steht auch schon auf dem Programm. Dann tagsüber und bei wohl höheren Temperaturen.

Aloha,

Eure

Hitzeschlacht und Sieg bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften

Dass ich meinen zweiten Triathlon in diesem Jahr erst Mitte August absolvieren werde, hätte ich zu Saisonbeginn nie für möglich gehalten. Erst hatte mir eine recht langwierige Corona Infektion einen Start am Rothsee unmöglich gemacht und Ende August wurde ja bekanntlich der IRONMAN 70.3 in Dresden abgesagt. Umso glücklicher war ich, bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften beim Summertime-Triathlon an der Startlinie stehen zu dürfen. Seit vielen Jahren gehört das Rennen im Kraichgau zu meinen Lieblingsrennen. Immer super organisiert und fast immer bestes Triathlon-Wetter. Wenn es der Rennkalender zulässt, dann wird hier gestartet. Auch bei meinem letzten Start 2017 wurden hier die Landesmeister gekürt. Allzu gute Erinnerungen hatte ich trotz meinem Sieg damals nicht. Zumindest nicht an die letzte Stadionrunde und meinen Zieleinlauf. Den hatte ich nämlich seinerzeit nicht mehr bewusst mitbekommen, weil ich damals im Ziel kollabiert bin.

Gestartet wurde das Schwimmen der Mädels um 10 Uhr im Sieben-Erlen-See. Wie immer hier in Karlsdorf-Neuthard ohne Neoprenanzug, weil das Wasser auch in diesem Jahr Badewannentemperatur hatte. Durch die Aufsplittung in verschiedene Startgruppen durften wir Mädels schon morgens ins Wasser. Nach 24:30 Minuten hatte ich die 1500m lange Schwimmstrecke beendet und wechselte als  drittes Mädel aufs Rad. Hier war ballern angesagt. 40 Kilometer Vollgas mit nur ganz wenigen Höhenmetern. Gebremst wurde hier quasi nur an den zahlreichen Wendepunkten. Auf dem Rad konnte ich nach sieben Kilometern die Führung übernehmen und bis zum Wechsel stetig ausbauen. Mit knapp drei Minuten Vorsprung wechselte ich letztendlich zum Laufen.

Die 10 Kilometer waren in drei zuschauerfreundlichen Runden à 3,3km zu bewältigen. Die Runde hier ist flach, aber nahezu ohne Schatten. Die Hitze (35Grad) machte sich jetzt richtig massiv bemerkbar. Beim Radfahren hatten wir ja noch den Fahrtwind aber beim Lauf war nur noch Hitze und ich schüttete an jeder Verpflegungsstation alles flüssig Verfügbare über und in mich, was ich auf die Schnelle greifen konnte. Die ersten beiden Runden ging das noch ganz gut. Dann aber passierte gegen Ende der letzten Runde genau wieder das, was mir vor Jahren hier an gleicher Stelle passiert ist. Mein Körper war völlig überhitzt und schaltete auf „Schutzmodus“. Das heißt, auch dieses Jahr kenne ich meinen eigenen Zieleinlauf leider nur von Bildern.

All in – bis zur Bewusstlosigkeit. Ich glaube das funktioniert nur, wenn man die Strecke und den Weg ins Ziel bereits kennt. Ich weiß, ist irgendwie Widersprüchlich, weil mir dieses Malheur ja letztes Mal hier auch passiert ist.

Nach drei (!) Infusionen und etwas Zeit hatte sich mein überhitzter Körper (40,4 Grad) wieder regeneriert und ich konnte entspannt zur Siegerehrung antreten. An dieser Stelle möchte ich mich explizit beim Orgateam, sowie beim DRK für Eure schnelle und tolle Hilfe bedanken.

Glückwunsch an Alle auf dem Podium und selbstverständlich auch an Alle, die bei diesen heißen Bedingungen heute ins Ziel gekommen sind.

Fazit:

Es gibt Dinge im Leben eines Athleten, die sollten sich grundsätzlich nicht wiederholen. Eigentlich sollte ich aus 2017 gelernt haben. Auch ich stelle mir selbst die Frage, wie ich mich trotz einem sicheren Vorsprung so habe abschießen können. Die Antwort bleibe ich mir selber schuldig. 

Was ich mir auf der Heimfahrt und jetzt beim Schreiben geschworen habe ist folgendes: Auf Hawaii möchte ich meinen Zieleinlauf auf dem Ali’i Drive bewusst erleben. Trotz der Hitze dort und bei vollem Bewusstsein. Die Zeit und meine Platzierung ist mir dann wirklich völlig egal. 

Aloha!

https://summertime-triathlon-2022.racepedia.de/ergebnisse/4885/all/w

Eure

Weil spontane Aktionen meistens die Besten sind…

Zwei Tage nach meinem Wochenende als Supporterin bei Papas Start beim IRONMAN in Frankfurt erhielt ich die Anfrage, ob ich nicht als Ersatzfrau bei einer Firmenstaffel in Roth beim Radfahren einspringen wolle. Corona machte dem ursprünglich für diesen Part geplanten Athleten einen Strich durch die Rechnung. Lange überlegen musste ich nicht. Das Erlebnis von meiner ersten Langdistanz, speziell vom Solarer Berg, hatte sich fest in meine Erinnerung eingebrannt. Somit war ich als Radfahrerin der Firmenstaffel von Recaro Team 1 am Start. Keine Staffel, welche ums Podest kämpfte – aber für mich zu diesem Zeitpunkt genau richtig. Zwei Wochen zuvor musste ich selbst wegen Corona meinen geplanten Start beim Rothsee Triathlon absagen. Aber „nur“ Radfahren, ohne 100% Leistung bringen zu müssen, das sollte gehen.

Das Wochenende in Roth war wirklich total klasse. Meine Staffelpartner waren total nett und ich wurde im Recaro – Team begrüßt und aufgenommen.

Als Staffelstarter erlebt man einen Triathlon ganz anders. Dadurch, dass die Staffelschwimmer erst nach den Einzelstartern ins Rennen geschickt werden, ist bereits auf der ersten Radrunde sehr viel Verkehr. Ich musste mich bei den vielen Überholmanövern wirklich extrem konzentrieren, wenngleich ich zugeben muss, dass mich das dauernde Überholen auch total motiviert hat.

Nach den 180 Kilometern war mein Arbeitstag in Roth beendet und ich konnte den Zeitnahmetransponder an unseren Läufer übergeben.

Weitere zwei Wochen später überredeten mich meine „Radfahrjungs“, beim Jedermann Rennen am Nürburgring teilzunehmen. Eine Gruppe von über 10 Rennradverrückten wollte beim traditionellen Rad am Ring Event mit tausenden weiteren Radsportbegeisterten Party machen. Die Wettervorhersage war bestens und somit war ich selbstverständlich mit von der Partie. Zwar nicht beim 24 Stunden Hauptrennen, sondern über die 75km der Amateure. Auch das war wieder eine Erfahrung und ein Erlebnis, welches ich im Nachgang nicht missen möchte. Über meinen zweiten Platz bei meinem ersten Radrennen überhaupt habe ich mich sehr gefreut, wohl weil ich selbst nie damit gerechnet hätte. Ein solches Riesenevent am Nürburgring an sich miterleben zu können war schon an sich überragend. Den Termin für nächstes Jahr habe ich mir schon geblockt.

Nächstes Wochenende geht es für mich aber bereits wieder „Back to the roots“, nämlich zum 70.3 IRONMAN nach Dresden. Ich freue mich drauf. Endlich wieder Triathlon. Auch wenn meine beiden Exkursionen wirklich herausragende Erlebnisse waren.

Aloha Daddy

Gestern hat sich Papa bei den IRONMAN Europameisterschaften über die Langdistanz in Frankfurt seinen Slot für Hawaii erkämpft.

Für mich Grund genug, auch einmal einen kurzen Beitrag auf meiner Homepage zu veröffentlichen, welcher nicht (nur) von mir handelt, welcher mich aber außerordentlich freut und stolz macht.

Wir werden im Oktober somit gemeinsam bei den IRONMAN Weltmeisterschaften auf Hawaii an der Startlinie stehen.

Ob es das in der langen Geschichte vom Hawaii – Triathlon schon einmal gegeben, dass Vater und Tochter gemeinsam gestartet sind?

Ich weiß es nicht.

Für uns als Familie ist das auf alle Fälle etwas ganz besonderes.

Eigentlich war es nach meinem Wechsel aus der Leichtathletik ja meine „Vision“ von einem Start beim Hawaii Triathlon. Papa hat seine Fitness aus jungen Jahren quasi in meinem „Windschatten“ wieder neu erarbeitet. Seit 2015. Jahr für Jahr.

Die vorläufige Krönung war Papas Rennen gestern in Frankfurt. Für ihn, obwohl ein alter Hase im Triathlonzirkus, ein völlig verrücktes Rennen und letztendlich dennoch mit einem happy End: Der Hawaii- Slot in seiner AK der 50 -54 jährigen.

Aloha Daddy!

Ich freue mich so sehr!

Deine