Hawaii Tagebuch – Teil 1

Vorbereitungen für das große Ziel

Bereits ab dem Zeitpunkt meiner Qualifikation beim Ironman Klagenfurt im September vergangenen Jahres begann das „Unternehmen Hawaii“ konkret zu werden. Für das Startgeld auf Hawaii in Höhe von über 1200€ musste ich schon am Tag nach dem Qualirennen meine Kreditkarte zücken. In der Folgewoche hatte Mama bereits Reiseveranstalter kontaktiert und Unterkünfte, sowie Mietwägen gebucht. Die frühzeitige Qualifikation hatte für uns den Vorteil, noch einigermaßen bezahlbare Unterkünfte zu bekommen. Qualifikanten, welche sich erst spät ihren Slot sicherten, hatten durch die Hawaii – Ausfälle 2020 und 2021 und die dadurch resultierende Aufstauung der Qualifikationsplätze das Problem, dass nur noch wenig (bezahlbare) Betten und Mietwägen verfügbar waren. Auch Papa hatte sich ja in Frankfurt 2022 erst relativ spät für Hawaii qualifiziert. Aber für ihn mussten wir quasi nur noch einen Radtransport hinzubuchen, da er als Begleitperson bzw. „Fahrradaufpumper“ (wie er selbst immer so schön sagte), fest eingeplant war. Für den Radtransport mussten wir uns noch Radtaschen besorgen, da eine Anreise zu einem Rennen Übersee für die Moroffs Neuland war. In den Trainingslagern hatten wir immer vor Ort Mieträder genutzt. Wenn man wie wir bisher ausschließlich nur an Triathlons teilgenommen hat, welche mit dem Auto zu erreichen waren, stellt eine Anreise mit Rädern im Flugzeug eine besondere Herausforderung dar.

Es war bisher sichtlich einfach, das ganze Equipment in den VW-Bus zu packen. Die Räder konnten wir bisher sogar komplett einladen, selbst ohne die Laufräder zu demontieren. Zusätzlich Werkzeug und Ersatzlaufräder für den Notfall und Mamas MTB für den Support. Alles bisher kein Problem. Heckklappe auf, Räder, Klamotten etc. rein – alles kein Problem. Sogar eine Kiste Teinacher Mineralwasser hatte immer Platz gefunden.

Bei einer Anreise mit dem Flieger stellt sich das Ganze etwas komplizierter dar. Nach Hawaii geht es alternativlos nur mit dem eigenen Zeitfahrrad. Maximal 23 Kilogramm sind die aktuellen Vorgaben von United Airlines in Bezug auf das zulässige Gesamtgewicht bei den Radtaschen und Koffern. Meine Steckachsen und der dadurch breitere Hinterbau an meinem Rad haben Papa noch kurz an den Rand der Verzweiflung gebracht. Letztendlich war aber alles verstaut und nach mehrmaligem Umpacken hatten auch die einzelnen Gepäckstücke das geforderte Wunschgewicht.

Da wir im Anschluss an das Rennen noch Urlaub geplant haben, war noch einiges an Klamotten mitzunehmen. Auch wenn oft angenommen, reicht ein Bikini oder eine Badehose auf Hawaii bei weitem nicht aus. Früh morgens kann es z.B. auf den Vulkanen empfindlich frisch sein.

Für den Flug über 12000 km nach Hawaii mussten wir uns somit auf das wirklich nur Allernötigste beschränken. Zudem war uns zu Ohren gekommen, dass nur original verpackte Lebensmittel (u.a. unsere Wettkampfverpflegung) in die USA mitgebracht werden dürfen. Also mussten hierfür im Vorfeld kleine Gebinde geordert werden, schließlich wollten wir ja nicht unnötig Ballast mitschleppen. Und CO2-Kartuschen für die Fahrradpumpe bei einem Platten? Risiko gehen oder völlig überteuert auf der Insel kaufen? Gibt es überhaupt 10.000 CO2 Kartuschen für alle 5000 Starter auf Big Island? Hier haben wir die Risikovariante gewählt und hoffen, dass uns der Zollbeamte am Flughafen gut gesonnen ist.

Bürokratische Hürden mussten zudem vorab gemeistert werden: So musste im Vorfeld ein ESTA – Antrag für die Einreise in die USA gestellt werden. Ebenso musste ein Internationaler Führerschein bei der Führerscheinstelle beantragt werden. Vorsorglich hatten wir Dokumente wie Impfpässe etc. eingescannt. Selbst Eintrittskarten, sogenannte „Permits“ für Sehenswürdigkeiten, konnten wir bereits lange vor Reiseantritt online buchen. Bei manchen im Vorfeld geplanten Trekkingtouren hatten wir schon Pech, weil alle Kontingente zu unserem Wunschtermin bereits ausgebucht waren.

Abflughafen ist Frankfurt. Also musste auch der Transfer dorthin organisiert werden. Mit dem Zug zum Flughafen war uns mit den Radtaschen und den Taschen zu umständlich. Meine Brüder erklärten sich bereit, für uns den Shuttle nach Frankfurt zu übernehmen.

Heckklappe auf – Material rein – Heckklappe zu. Es könnte so einfach sein.

Die Reise beginnt.

Eure

Meine Entscheidung. Mein Weg.

Nachdem ich mein persönliches Ziel mit der WM auf Hawaii erreicht hatte, habe ich mir die Frage gestellt, wie es für mich sportlich weitergehen sollte. Sicherlich für mich keine schnell zu beantwortende Frage, welche mich daher auch schon einige Zeit beschäftigt. Nachdem ich für eine Nachwuchsathletin in unserem Pro Team Jakob langsam zu alt bin, wäre der nächste von mir erwartete Schritt wohl, dass ich mir jetzt eine Lizenz als Profi – Athletin hole.

Ich habe mich dagegen entschieden und das aus folgenden Gründen:

1. Persönliche Gründe:

Für eine Karriere als Vollprofi – Athletin müsste ich meinen Job aufgeben. Das würde ich niemals machen. Um diesen Schritt zu gehen, müsste ich bei den Mädels ganz vorne mitmischen können. Jetzt bin ich Realistin genug um einschätzen zu können, dass meine Leistung zwar ganz ordentlich, aber nicht gut genug ist um mit meinem „Hobby“ auch meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Man kann natürlich argumentieren, dass eine Profilizenz auch parallel zum Fulltime – Job gelöst werden kann. Auch dieses Szenario habe ich gedanklich durchgespielt, aber letztendlich für mich ausgeschlossen. Die eigene Erwartungshaltung und die von außen wäre wohl, trotz der Doppelbelastung mit den Vollprofis mithalten zu können, bzw. an deren Leistung gemessen zu werden. Das würde unglaublich viel Stress, Disziplin und Verzicht von mir fordern. Was auf der Strecke bleiben würde ist der Spaß. Das, was mir der Sport in den vielen Jahren gegeben hat soll ich jetzt aufs Spiel setzen? Mit Sicherheit nicht. Ich möchte trainieren, weil ich Lust dazu habe und das trainieren, was mir Spaß macht. Ganz ohne Druck. Nur einfach so.

2. Rahmenbedingungen:

Corona hat uns allen in den letzten Jahren aufgezeigt, dass eigentlich nichts mehr planbar ist. Wettkämpfe sind plötzlich nicht mehr möglich. Nachdem Corona an Wucht verlor, kam der Krieg in der Ukraine mit deren Auswirkungen wir wohl alle nicht in diesem Umfang gerechnet hatten. Auch der Spitzensport wird wieder Spielball der Politik. Leider.

Der Leistungssport wird, egal in welcher Sportart, für Sponsoren immer unattraktiver, da seit einiger Zeit dauergrinsende Influencer für die Marketingabteilungen wichtiger sind, als sportliche Höchstleistungen. Somit müssen Topathleten nicht nur extrem viel Zeit für ihr tägliches Training aufbringen, sondern zusätzlich noch möglichst tagesaktuell die sozialen Netzwerke beglücken.

Auch ein Punkt, welcher mich zum Teil verärgert und zum Umdenken gebracht hat, ist die Entwicklung um das Label IRONMAN. Dass Hawaii auch in Zukunft an zwei Tagen stattfinden soll, ist meines Erachtens ein Angriff auf den Mythos. Für 2022 hatte, aufgrund der ausgefallenen Rennen und der dadurch aufgestauten Slots, wohl noch jeder Verständnis für eine Veranstaltung an zwei Tagen. Jetzt soll jedoch auch in Zukunft an diesem Rennformat festgehalten werden. Wohl nur, um noch mehr zahlende Kundschaft auf die Insel zu locken? Obwohl ich als Mädel von der geplanten zahlenmäßigen Gleichstellung der Geschlechter an Startplätzen profitieren würde, sehe ich dies keinesfalls als fair und gerechtfertigt. Der Mythos bröckelt.

Jetzt möchte ich meine Entscheidung, keine Profi – Lizenz zu lösen und somit auch meine aktive Zeit beim Pro Team Jakob zu beenden, nicht ins Unendliche verargumentieren.

Letztendlich ist es alleine MEINE Entscheidung, welche bereits über einen längeren Zeitraum gereift ist.

Meine Entscheidung. Mein Weg.

Mahalo oder einfach Danke. Danke für die vielen überragenden und schönen Momente. Schön war es!

Jetzt möchte ich in meinem Team für eine neue Athletin Platz machen, welche ihren vielleicht ganz persönlichen Traum einer Profikarriere in letzter Konsequenz lebt. An dieser Stelle ein ganz, ganz großes Dankeschön an meinen Teamchef Jakob und sein Team vom Hotel Jakob und all den Partnern, welche mich als Nachwuchsathletin und unser Pro Team in den vielen Jahren bedingungslos unterstützt haben. Dank auch eurer Unterstützung konnte ich meinen geliebten Sport auf diesem Level ausüben.

Dennoch könnt ihr euch sicher sein, mich auch in Zukunft bei verschiedenen Triathlon Veranstaltungen anzutreffen. Weiterhin dann eben als Agegroup – Athletin 🙂

Ganz liebe Grüße


Eure

Hawaii Tagebuch – 5. und letzter Teil

Mahalo –  oder einfach Danke sagen!


Zunächst war ich außerordentlich glücklich und dankbar, hier auf Hawaii gesund an der Startlinie gestanden zu haben. Dies war nach meiner über Jahre geplanten „Vision“ in meinen Augen bereits ein kleiner Erfolg und Gesundheit sehe ich keinesfalls als planbar bzw. als Selbstverständlichkeit an. Das i – Tüpfelchen war dann der gemeinsame Start mit Papa, welcher so anfangs nicht geplant war und natürlich die Tatsache, dass wir beide erfolgreich gefinished haben .

Glücklich gemeinsam im Ziel

Trotz aller Schmerzen, welche ich in diesem Moment und in den Stunden zuvor hatte, war ich beim Überqueren der Ziellinie unbeschreiblich dankbar und überglücklich.

Demut und Respekt ist beim IRONMAN auf Hawaii grundsätzlich angebracht, sonst lässt dich die Feuergöttin Pelé nicht als Finisher nach Hause reisen. Zahlreiche Tragödien haben sich auch dieses Jahr auf der Strecke abgespielt. Der Kampf mit den wirklich extremen klimatischen Bedingungen und dem damit verbundenen „Mythos Hawaii“ wurde für nicht wenige Athleten zum Verhängnis. Wunschplatzierungen oder angepeilte Zielzeiten sind hier auf der Pazifikinsel völlig fehl am Platz. Somit speichere ich diesen Tag für mich persönlich als einen ganz besonderen Moment in meinem Langzeitgedächtnis ab. Das kann mir niemand mehr nehmen.

Mahalo – Danke!

Danke sagen möchte ich an dieser Stelle allen Unternehmern, Firmen, Sponsoren, Freunden und meiner Familie. Danke, für die Unterstützung auf dem Weg meiner Vision bis zum Ziel hier auf Hawaii 2022.

Danke, dass Ihr an mich geglaubt und mich unterstützt habt. Obwohl Triathlon auf der Langstrecke grundsätzlich ein Einzelsport ist, hätte ich ohne Euch und Eure Unterstützung das Ganze auf diesem Niveau niemals geschafft.

Ein ganz spezieller Dank geht an unseren Teamchef Jakob, welcher es hat sich nicht nehmen lassen, mich hier vor Ort anzufeuern.

Einen ganz lieben Dank an die Schreiberlinge der regionalen Presse, welche meine Berichte aus meiner Homepage so toll aufgearbeitet, und somit auch jenen Sportinteressierten Lesern zugänglich gemacht haben, welche vielleicht mit dem Internet und sozialen Netzwerken nichts am Hut haben.

Ich bin außerordentlich Dankbar über all die netten und herzlichen Reaktionen hier vor Ort und welche mich über die sozialen Netzwerke erreicht haben. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wie viele Menschen mittlerweile mit mir mitfiebern und an meinem geliebten Sport interessiert teilhaben.

Nochmals ganz, ganz lieben Dank!

Mahalo

Eure

Hawaii Tagebuch – Teil 2

Die Reise ans andere Ende der Welt

Am Flughafen Frankfurt angekommen, konnten wir in der Abfertigungshalle bereits zahlreiche Reisende an ihren Gepäckstücken als Triathleten ausmachen. Athleten mit großen schwarze Radkoffern und alle mit dem gleichen Ziel, nämlich dem Kona International Airport at Keaholei bei Kailua-Kona. Im Flieger waren gefühlt ausschließlich Triathleten mit ihren Angehörigen und Begleitern vorzufinden. Überall durchtrainierte Athleten mit Rucksäcken und T-Shirts von verschiedensten Triathlonrennen auf der ganzen Welt.

Zwangsläufig geht ein Flug nach Hawaii nur mit einem Zwischenstopp. Bei uns wurde der Flieger nach über 11 Stunden Flug in San Francisco gewechselt. Gefühlt für mich schon jetzt eine Ewigkeit. Ein Triathlon über die Langdistanz geht schneller rum.

Nach einem kurzen Zwischenstopp, wo wir unser Gepäck erst entgegen nehmen und dann nochmals einchecken mussten, ging es in den nächsten Flieger. Unser Ziel jetzt: Der Kona International Airport auf Big Island. Nach jetzt insgesamt 18 Stunden reiner Flugzeit hieß es endlich „Welcome to paradise“. Ich bin wirklich hier, ich kann’s kaum glauben, wandle unter Palmen im Paradies auf dem „heiligen Boden“ der Triathleten: Hawaii.

Während dem ersten Flug hatte ich versucht wenig zu schlafen, um dem drohenden Jet Lag ein Schnippchen zu schlagen. Dadurch gibt es hoffentlich weniger Probleme mit der Zeitumstellung (MESZ: 12 Stunden zurück). Mehr Sorgen macht mir dagegen das typische Hawaii-Klima mit hohen Temperaturen und extremer Luftfeuchtigkeit.

Beim Aussteigen aus dem Flugzeug, es war nach Mitternacht, empfand ich das Klima als nicht wirklich unangenehm. Vom klimatisierten Flieger ging es direkt ins Freie. Die Flughafenhalle hier am Airport ist eher als überdachter Freisitz zu bezeichnen. Richtig cool und ein erster Vorgeschmack, auf den Hawaiianischen Spirit.

Meine jetzt größte Sorge war, dass auch unsere Räder und Koffer ihr Ziel gefunden haben. Vorsorglich hatten wir unsere wertvollen Gepäckstücke mit Trackern ausgestattet. So konnten wir schon während dem Flug abchecken, dass alles mit an Bord war.

Empfangen wurden wir vom Team unseres Reiseveranstalters mit den obligatorischen Hawaiianischen Blumenketten, den sogenannten „Lei“. Der Transport in unser Appartement erfolgte in einem typisch amerikanischen gelben Schulbuss, was auch irgendwie cool war.

Direkt am AliiDrive in Kona, am „White Sands Beach“, ist unsere Unterkunft. Nach einer hoffentlich entspannten Nacht werden morgen erst mal die Räder aufgebaut, der Mietwagen abgeholt und eingekauft. Ein kurzer Lauf steht auch schon auf dem Programm. Dann tagsüber und bei wohl höheren Temperaturen.

Aloha,

Eure