Endlich IRONMAN Klagenfurt



 

Den IRONMAN Klagenfurt hatte ich eigentlich bereits für 2020 auf dem Plan. Als Qualifikationsrennen für Hawaii – damals in der AK der 18-24 jährigen. Mein Plan war das Eine, Corona das Andere.

Jetzt sollte es also mit 14-monatiger Verspätung endlich losgehen. Seit diesem Jahr starte ich jedoch als Kücken (da jüngster Jahrgang) in der sehr stark besetzten Klasse der 25-29 jährigen Mädels, was meine Chance für eine WM Quali auf Hawaii nicht einfacher macht.

Was habe ich mich auf diesen Tag heute gefreut. Obwohl ich seit meinem Langdistanzdebüt in Roth 2019 weiß, wie lang und schmerzbehaftet so ein Tag sein kann, habe ich genau auf diesen Tag hin gefiebert.
Die Live-Übertragungen im TV aus Frankfurt und Roth diesen Jahres hat mir den Rest gegeben: Ich war heiß wie Frittenfett.
Was der IRONMAN Frankfurt oder Roth für Deutschland, ist der IRONMAN Austria in Klagenfurt das Pendant für Österreich. Eine absolute Megaveranstaltung mit über 20jähriger Tradition, welche es weltweit in dieser Größenordnung nur sehr wenige gibt. Mit Nizza und Roth durfte ich bereits zwei dieser gigantischen Großereignisse miterleben. Klagenfurt stand aufgrund seiner tollen Strecken mit ganz oben auf meiner Bucket-List. Dass es hier und heute auch um eine mögliche Hawaii – Quali ging, habe ich bewusst verdrängt, um mir nicht unnötig Druck zu machen. Da IRONMAN im Vorfeld kurzfristig die angedachten 40 Qualifikationsplätze in Klagenfurt auf nur 26 zusammengestrichen hatte, sanken meine Chancen auf einen der begehrten Slots zudem. Auch eine Verbesserung meiner persönlichen Bestzeit von Roth 2019 war im Vorfeld nie wirklich Thema. Anderes Wetter, andere Strecke, andere Tagesform? Es kommt wie es kommt und es ist wie es ist.


Bereits am Freitag waren wir vor Ort. Überall Triathleten. Durchtrainierte und gestählte Körper mit rasierten Beinen und Finisher-Shirts aus der ganzen Welt. Mit dem Besuch der Triathlon Messe,  der Abholung meiner Startunterlagen und meiner Akkreditierung stieg meine Vorfreude, aber auch meine Anspannung ins Unermessliche.
 

 


 

Ich weiß nicht wirklich, wie ich meine Gemütslage vor dem Startschuss treffend beschreiben könnte. Irgendwie ein Cocktail aus Freude, Anspannung und großem Respekt. Angst war sicherlich auch dabei. Nicht weil ich mich nicht gut genug vorbereitet gefühlt hätte, sondern Angst vor Dingen, welche ich während dem Rennen selbst nicht  beeinflussen könnte. Ein Plattfuß/Defekt beim Radfahren oder ein Sturz gehört z.B. dazu. Oder, oder, oder… ein solcher Renntag ist lang und es kann viel passieren – und das ist wirklich keine Floskel.

 



Der Schwimmstart erfolgte fünf Minuten nach den Profis um 7.15 Uhr per Rolling Start am Strandbad Klagenfurt. Heute waren im Gegensatz zu Duisburg tatsächlich Profis beider Geschlechter zugelassen, wenn auch diese Entscheidung bis zum Ende auf der Kippe stand. Mit Laura Phillip und Patrik Nilsson waren  beide amtierenden Europameister über die IRONMAN Distanz sogar zwei echte Hochkaräter unter den 1500 Startern. Auch die Favoritenrollen waren somit klar verteilt.


Der Wörthersee brodelt

Das Schwimmen im Wörthersee mit dem Finish im Lendkanal sucht sicherlich weltweit seinesgleichen. Nach einer großen Runde im See können die Zuschauer die letzten 1000 Meter der 3,8km langen Schwimmstrecke im Lendkanal quasi hautnah miterleben. Mit meiner Zeit von 58:04 Minuten erreichte ich mit der 3. Schwimmtzeit meiner AK das rettende Ufer und machte mich auf den ewig langen Weg zur Wechselzone in der Nähe der Uni.

 

Der Weg vom Schwimmausstieg bis zum Rad war gefühlt eine zusätzliche Laufdisziplin



Keine Gnade für die Wade
 
Nach dem Wechsel aufs Bike ging es auf dem Kurs von Klagenfurt über Maria Saal, St. Veit und Feldkirchen über das Wörthersee-Südufer zum Faaker See und entlang der Drau retour in die Landeshauptstadt.
Die 180,2km lange Radstrecke kann mit ihren über 1500 Höhenmetern, gegenüber Duisburg vor drei Wochen, als recht anspruchsvoll bezeichnet werden. Erst die letzten 10 Kilometer geht es ausschließlich flach zurück in Richtung Wechselzone. Die Langdistanz in Klagenfurt hat eine der wenigen Radstrecken über nur eine Runde. Gefühlt jede Hofeinfahrt war gesperrt. Wirklich Mega. Selbst bei einem Spritpreis von 1.18 € für Diesel war an den Tankstellen an der Strecke aufgrund der Sperrungen heute nichts los. IRONMAN macht’s möglich.

Auf meine Radbeine war heute einmal mehr verlass. Die langgezogenen Steigungen sind mein Metier. Hier habe ich mich auf den ersten 120km wohl zu sehr verausgabt, dass der erste Einbruch bereits auf der Radstrecke erfolgte. Nach einem Tief kommt auch wieder ein Hoch. Das ist nicht nur beim Wetter so. Und so kam es. Keine Gnade für die Wade – und ich konnte mich nach meiner Schwächephasen wieder schnell erholen und mit dem schnellsten Radsplit meiner Altersklasse die zweite Disziplin beenden.



Die Wetterbedingungen waren heute genial. Bis ins Ziel kein Regen und nicht zu warm. Vorweg nehmen möchte ich an dieser Stelle, dass es beim Auschecken der Räder angefangen hat sehr stark zu regnen. Dies wurde bis spät in die Nacht leider nicht besser.
Das tut mir für alle Beteiligten (Athleten, Zuschauer und Helfer), welche noch bis in die Nacht hinein unterwegs oder vor Ort waren, unendlich leid.





Die Laufstrecke über 42,2 Kilometer war ein Parcours über zwei Runden. Gelaufen wurde zunächst nach Krumpendorf, zurück nach Klagenfurt, in die Innenstadt und wiederum am Metnitzstrand ins Ziel. Flach und eigentlich ganz schnell. Das Wort „schnell“ relativierte sich bei mir bereits bei Kilometer 11. Ab da war ich schon an dem Punkt angekommen, die Strecke als „schmerzhaft“ zu bezeichnen. Mit zunehmenden Renndauer wurde dies leider nicht mehr viel besser. Die Schwerkraft meiner Beine war heute irgendwie stärker als der Vorwärtsdrang, was in der Nachbetrachtung vielleicht auch noch mit meinem Sahnetag in Duisburg vor drei Wochen zu tun hat.


Schmerzen hatten heute sicherlich alle. Der Sieger genauso wie der letzten Finisher. Nur die Leidensdauer war bei den Erstplatzierten deutlich geringer.
Herausheben möchte ich hier Laura Phillip, die Siegerin bei den Profis. In welcher Geschwindigkeit sie mir auf der Laufstrecke entgegen kam: Eine richtige Maschine (Laufzeit 2:44Stunden).

Selbst meine Platzierung in meiner AK (am Ende 3.) und meine unmittelbaren Konkurrentinnen haben mich irgendwann nicht mehr interessiert. Das ist der Punkt, wo der Triathlonsport wirklich ein Einzelsport ist und wo sich jeder mit sich selbst beschäftigt. Laufen, verpflegen, laufen, verpflegen und möglichst keine negativen Gedanken. Vieles in dieser Phase des Rennens ist Kopfsache.
Die zahlreichen Zuschauer entlang der Strecke halfen mir ungemein, mich Kilometer für Kilometer dem Ziel zu nähern.


Dann endlich, und ich bekomme beim Schreiben schon wieder Gänsehaut, nach 9:52:30 Stunden der Zieleinlauf am Strand vom Wörthersee.


Dort wo heute morgen alles begann.


Am Tag danach, nach einer weiteren schlaflosen Nacht, dann die Siegerehrung und Slot – Vergabe.

Die Erstplatzierten aus meiner Altersklasse 25 – 29

Aloha – Manchmal muss man auch ein bisschen Glück haben.

Dass die Zweitplatzierte Ungarin Anna Weinhardt vom IRONMAN Tallinn bereits einen Slot hat, wusste ich schon vor der Slotvergabe. Somit wird sie einen erneuten Slot nicht mehr benötigen. Die Österreichische Siegerin meiner AK Eva Berger hatte sich dazu entschlossen, auf ihren Slot zu verzichten. Es gibt ja die Möglichkeit, einen Slot nicht anzunehmen bzw. zu verzichten (so wie ich in Duisburg für die 70.3 WM in Utah/ USA). Das Regelwerk sagt, dass bei Verzicht der oder die Nächste nachrückt und den Slot angeboten bekommt.

So sieht das Ziel meiner Vision 2020 aus. Pandemiebedingt jetzt eben 2022.

Eure