Mein Saison-Rückblick fällt dieses Jahr sehr (selbst)kritisch aus. Es ist schwer für mich, eine von einer langwierigen Verletzung geprägten Saison fair zu bewerten. Dabei sehe ich nicht alles grundsätzlich negativ, bewerte nicht nur die Wettkämpfe, sondern ganzheitlich selbstreflektierend meine eigene persönliche Entwicklung, Erfahrungen und Eindrücke, welche ich im letzten Jahr gemacht habe.
Begonnen habe ich meine Saisonvorbereitung mit einer richtungsweisenden Entscheidung bereits im Herbst vergangenen Jahres: Weil alle ambitionierten Athletinnen einen Coach haben, sollte auch mich ein Trainer entscheidend weiter voran bringen. Trainer gesucht – Trainer gefunden.
Ich habe erstmals über viele Monate minutiös nach Plan trainiert. Immer das „Teufelchen“auf der Schulter, welches einem ins Ohr flüstert: „Wenn Du den Plan nicht einhältst, sind deine Ziele in Gefahr.“
Im Frühjahr bin ich meiner alten Laufform im wahrsten Sinne des Wortes „hinterher gelaufen“.
Beim Triathlon Saisonauftakt in Ingolstadt war ich dann eigentlich ganz gut unterwegs. Doch mit zunehmender Intensität und immer höheren Trainingsumfängen hat meine Hüfte die Notbremse gezogen.
Deshalb habe ich auch bei meinem Lieblingsrennen am Rothsee auf das Laufen verzichtet und den Wettkampf nach dem Radfahren abgebrochen. Alles mit Rücksicht auf meine erste Langdistanz in Roth.
Ich konnte in Roth starten und auch den Wettkampf ganz ordentlich beenden. Wenngleich ich beim Laufen und nach dem Rennen so große Schmerzen hatte wie nie zuvor, bleibt für mich die Erkenntnis: Ich kann Langdistanz und das ist auch die Distanz, welche mir trotz allem den größten Spaß bereitete und auf welcher ich mich langfristig sehe.
Dass die angeschlagene Hüfte nach solch einer Belastung nicht gerade „hurra“ schreit und wieder eine wochenlange Laufpause einforderte, war zu erwarten. Mental hat mich diese Phase wirklich gefordert. Ich war es gewohnt, dass mein Körper funktioniert und musste erst lernen, meine Verletzung zu akzeptieren. Glücklicherweise haben wir Triathleten bei Verletzungen immer Alternativen parat, auf welche wir zur Not ausweichen können.
Auf den Frankfurter City Triathlon habe ich dann auch noch verzichtet. Dieses Mal mit Rücksicht auf die WM in Nizza. Erst etwa vier Wochen vor der 70.3 WM (es war der 10.August und ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind an Weihnachten) konnte ich erstmals wieder einige Kilometern schmerzfrei Laufen. Freilich konnte ich nicht mehr die versäumten Umfänge nachholen und von meiner früheren Laufstärke weit entfernt, aber immerhin waren fünf bis sieben Kilometer wieder möglich.
Obwohl ich also nicht annähernd in Bestform war, wollte ich mir den Start bei der 70.3 WM in Nizza nicht nehmen lassen.
Ich war dann deutlich (17 Minuten) langsamer als im Vorjahr. Meine Endzeit aus dem Vorjahr hätte dieses Jahr eine Podiumplatzierung bedeutet. Die neue Vize-Weltmeisterin meiner Altersklasse hatte ich 2018 an gleicher Stelle noch besiegt.
Positiv war die Erkenntnis, einen Halbmarathon wieder Schmerzfrei laufen zu können. Die Rückkehr zu alter Stärke ist für mich die größte Motivation für die nächsten Monate. Und das Ganze jetzt wieder wie in den Jahren zuvor: Ohne Trainer.
Jetzt weiß ich: Ein Trainer macht für mich in Zukunft nur Sinn, wenn er mich auch persönlich regelmäßig sieht, regulierend eingreifen kann, mich dadurch besser kennen lernt und somit auch weiß, wie ich ticke. Er muss mir in die Augen schauen können um zu sehen, wie ich mich fühle und was für mich in diesem Moment das Beste ist. Vielleicht bin ich aber auch einfach noch zu jung und unerfahren um selbst „Stopp“ zu sagen, wenn das Training nicht passt oder zuviel wird.
Ich hatte einen guten Weg verlassen auf der Suche nach einem noch Besseren. Dieser Weg endete leider in einer Sackgasse. Kurskorrektur meinerseits, weil das Ziel weiterhin besteht.
Ich habe neue Erfahrungen und auch Fehler gemacht. Fehler zu machen und aus diesen zu lernen, heißt für’s Leben zu lernen. Ich weiß heute, dass der zu Anfang eingeschlagene Weg der eigentlich Richtige für mich war.
Das Training muss eben nicht immer Sinn machen. Es reicht schon, wenn es uneingeschränkt Spass macht.
Ich bin mir sicher, dass im nächsten Jahr bzw. im Finaljahr meiner „Vision 2020“ wieder die „alte“ Luisa (in alter Stärke) an der Startlinie stehen wird.
#comebackstronger
Eure