Nach dem Trainingslager auf Lanzarote und unseren Mohrenwirt – Teamdays in Fuschl am See stand mit dem Bienwald – Halbmarathon auch schon ein erster Testlauf auf dem Programm. Ich freue mich jedes Jahr auf diesen Lauf, weil er für mich immer eine erste Standortbestimmung bezüglich meiner aktuellen Trainingsverfassung darstellt. Logischerweise war die Erwartungshaltung von außen nach meinem Sieg vom Vorjahr entsprechend.
Meine eigene, persönliche Erwartung beschränkte sich heute hingegen auf meine eigene Leistung und ein Blick auf die Starterliste degradierte mich schnell von der Titelverteidigerin zur ambitionierten „Mitläuferin“: Sabrina Mockenhaupt war gemeldet.
Wind! Schon wieder Wind. Eigentlich hatte ich gedacht, den auf Lanzarote zurück gelassen zu haben. Hier in Kandel war der Wind heute sogar stärker als im Trainingslager. Der Veranstalter hatte sich vor dem Startschuss offen gelassen, das Rennen kurzfristig bei Kilometer 12 am Wendepunkt abzubrechen, falls die örtlich vorhergesagten Orkanböen die Läufer im Wald, durch umstürzende Bäume oder herabfallende Äste, gefährden sollten. So weit kam es glücklicherweise dann doch nicht und die Bedingungen waren heute somit für alle Teilnehmer eine Herausforderung.
Die Strecke durch den Bienwald ist grundsätzlich sehr Windanfällig, also versteckte ich mich, wenn irgendwie möglich, in einer Läufergruppe. Das Problem bei meinem Versteckspiel war folgendes: Entweder war die Gruppe zu schnell, oder sie war einfach nicht da. Und auf die nächste Gruppe zu warten machte auch wenig Sinn.
Bis Kilometer fünf war ich mit genau 19 Minuten ganz gut unterwegs. Trotz der (für meine Verhältnisse) ordentlich Radkilometer im Trainingslager hatte ich erstaunlich gute Läuferbeine und konnte die Mädelsspitze übernehmen. Mocki wollte es heute wohl ruhiger angehen lassen und lies uns Mädels noch etwas Auslauf… Mit zunehmender Renndauer wurden meine Beine immer schwerer und der Wind tat sein Bestes, um auch meine Laune zu verderben. Die später zweitplatzierte Französin holte mich bereits vor der zehn Kilometer Marke. Hier war ich mit 38:43 Minuten im Vergleich zum Vorjahr schon deutlich langsamer unterwegs.

Da die Strecke nicht sonderlich abwechslungsreich ist und auch Landschaftlich nicht viel bietet, versuchte ich mich beim Laufen durch die Beobachtung von Mitläufern abzulenken. Wenn ich mich ablenke gehen die Kilometer einfach schneller vorüber und immer nur stier die Pulsuhr zu checken erzeugt auch keine positive Energie. Gerade dann, wenn man ohnehin nicht so laufen kann wie man eigentlich will, ist Ablenkung ganz sinnvoll.
Angefangen bei der Startvorbereitung der Teilnehmer, natürlich beim Rennen selbst, bis hin zum Zieleinlauf bzw. der Rennaufbereitung in der Dusche (Zitat Mocki in der Dusche: „Am Ende musste ich mich noch anstrengen…“), gibt es bei einem Volkslauf immer unglaublich viel zu beobachten. Weshalb kam mir da heute spontan die Gelbsocke aus Dieter Baumanns Bühnenprogramm in den Sinn?

Etwa drei Kilometer vor dem Ziel musste ich auch noch meine Podiumsplatzierung abgeben. In dem Moment war mir auch das völlig egal, was wohl ein jeder Läufer nachvollziehen kann, welcher schon in ähnlicher Situation war. Mit 1:24:14 Stunden stand letzten Endes dennoch ein Viererschnitt pro Kilometer zu Buche.
Glückwunsch an die Siegerin Mocki (ein gutes Pferd springt eben nur so hoch es muss…), an alle vor mir platzierten Mädels und allen Läufer/innen, welche Heute ins Ziel gekommen sind. Meine absolute Hochachtung allen Marathonläufern, welche sich beim später einsetzenden Starkregen und Sturmböen über die doppelte Distanz durch den Bienwald gekämpft haben.
Chapeau!
Ergebnisse hier