Saisonrückblick 2018

 

Die Tage nach Nizza habe ich die Zeit und die Muse meine Saison rückblickend zu betrachten. Nicht dass ich damit das Jahr 2018 abschließen möchte, es kommen schließlich noch einige Volksläufe, welche mir Grund liefern, schnell zu laufen. Bei meinem Saisonrückblick möchte ich mich daher ausschließlich auf mein „Kerngeschäft“ Triathlon beschränken.

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Es gibt sicherlich schlimmere Trainingslocations als hier in Saint Tropez

 

hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt innerlBegonnen hatte das Triathlonjahr recht spät im Juni, wo ich bei meiner erst zweiten Mitteldistanz auch für mich völlig unerwartet den Deutschen Meistertitel der Elite in Ingolstadt erringen konnte. Das war wirklich der absolute Wahnsinn. Nach diesem emotionalen Höhenflug bin ich bereits eine Woche später beim Rothsee – Triathlon wieder „geerdet“ worden. Dass es schwierig wird, nur wenige Tage nach dem Start in Ingolstadt wieder anzugreifen, dessen war ich mir bereits bei der Saisonplanung bewusst. Aber ich habe mich in die Veranstaltung am Rothsee quasi „verliebt“, und in diesem Zustand macht man bekanntlich Dinge, welche keine vernünftigen Entscheidungen zulässt. Dass der „Rucksack“ verdammt schwer ist, bei den Veranstaltungen jetzt als amtierende Deutsche Meisterin an der Startlinie zu stehen, damit musste ich erst noch lernen umzugehen. Sowohl beim Rothsee – Triathlon als auch beim Trumer Triathlon im Salzburger Land musste ich mich jeweils mit Platz fünf zufrieden geben. Wohl gemerkt in der Gesamtwertung. Von der Altersklassenwertung ich schon „verabschiedet“. Nach der Mitteldistanz in Trumen folgten die zwei Rennen in Frankfurt und in Viernheim jeweils über die Olympische Distanz. Während ich in Frankfurt einen Sieg zu verzeichnen hatte, musste ich mich bei der angestrebten Titelverteidigung bei der DM in Viernheim geschlagen geben. Mitte September stand dann endlich der Ironman 70.3 Nizza und somit mein Saisonhöhepunkt auf dem Programm. Dass ich mich hier nicht auf die Gesamtwertung konzentrieren konnte, war mir im Vorfeld bereits klar. Die Qualifikation für die 70.3 WM an gleicher Stelle 2019 ging bei mir als Amateur sowieso nur über einen Sieg in meiner Altersklasse, was dann ja auch klappte…

Mein „Family Battle“:

Wirklich total lustig, wie oft mich Leute auf das Battle mit Papa ansprechen. Eigentlich war das Ganze nur als Spaß gedacht, um uns gegenseitig zu pushen. Kommt sicherlich auch nicht so oft vor, dass sich die Tochter mit dem Papa auf Augenhöhe duellieren kann. Dieses Jahr konnte ich unser Battle (nur Triathlons kommen in die Wertung) mit 4:2 für mich entscheiden. Fortsetzung folgt.

 

Fazit:

Meine tolle Saison 2017 konnte ich heuer sogar noch toppen. Mit je drei Starts über die Olympische und die Mitteldistanz war die Saison gezielt durchgetaktet.

Bei allen Veranstaltungen konnte ich gesund an den Start gehen und auch alle gesund beenden.

DNF (Did Not Finish) is no Option.

Das ist auch mein Motto. Wenn es irgendwie geht, werde ich meine Wettkämpfe beenden.

In der Zwischenzeit ist es auch mein Ziel und somit nicht mehr nur ein Traum, mein Hobby zumindest teilweise für einige Zeit zum Beruf zu machen. War zu Beginn meiner Triathlonlaufbahn noch meine „Vision 2020“ als finales Ziel definiert, so hat sich das Ganze besser und schneller entwickelt als je vermutet. Stand ich noch vor zwei Jahren bei Jedermann – Triathlons auf dem Podium, so darf ich mich heute Deutsche Meisterin über die Mitteldistanz nennen. Alles irgendwie total crazy.

Vorbei an Liga-, Verbands- und Kaderstrukturen bin ich da angelangt, wovon ich vor Jahren vielleicht heimlich geträumt habe. Ich konnte heuer Athletinnen hinter mir lassen, zu welchen ich noch vor Jahren ehrfürchtig aufgeschaut habe. Dass ich das Ganze seit März parallel zu meinem Fulltime – Job mit 41 Stunden Woche leiste, macht mich doppelt Stolz. Ich bin mir aber durchaus bewusst, dass diese Entwicklung in dieser Geschwindigkeit so nicht weiter gehen kann.

Aber wieso eigentlich nicht?

WM Teilnahme für 2019 in Nizza gesichert

Nizza an der Côte d’Azur ist Kult. Auch Triathlon in Nizza ist Kult und hat bereits Jahrzehnte lange Tradition auf der Langdistanz. Nizza war nach eigener Aussage der schönste Wettkampf zu Papas aktiver Zeit in jungen Jahren. Vom Duell in Nizza 1993 Mark Allen vs. Simon Lessing hat mir Papa schon so oft erzählt.

Die 70.3 Mitteldistanz gibt es in Nizza erst seit diesem Jahr. Für mich die Gelegenheit, bereits jetzt an diesem Mythos teilhaben zu können.

Dass die Franzosen mit größter Begeisterung und Perfektion Sportevents nicht nur veranstalten, sondern auch zelebrieren können, ist seit Jahrzehnten bekannt – siehe Tour de France. So wurde beispielsweise extra für diese Veranstaltung eine sechsspurige Autostraße (mit angrenzenden Parkhäusern) für die Wechselzone und Strecken komplett gesperrt. In einer deutschen Großstadt undenkbar. Wohl auch mit ein Grund, weshalb die 70.3 Weltmeisterschaft nächstes Jahr an gleicher Stelle hier in Südfrankreich statt finden wird. Mit dem Start dieses Jahr konnte ich mir also die Wettkampfstrecke für 2019 schon einmal verinnerlichen. Im Idealfall könnte ich mich heuer sogar bereits für die WM 2019 an gleicher Stelle qualifizieren, wozu ich aber meine Altersklasse gewinnen musste…

In der Nacht auf Freitag sind wir angereist. Unser Mobile-Home war etwa 15km von Nizza entfernt stationiert.

Bereits bei der Abholung der Startunterlagen am Samstag konnte ich spüren, dass dieser Wettkampf ein neues Superlativ in meiner noch jungen Karriere werden würde. Alles, wirklich alles war hier eine Nummer größer, als ich dies bisher erleben durfte. Insgesamt waren hier 2800 Athleten gemeldet. Einfach der Wahnsinn. Sicherheitskontrollen für Athleten und Zuschauer immer und überall. Alleine der Anblick der Wechselzone auf der Promenade de Anglais mit all den Rädern war überwältigend. Beim Bike Check-In am Vortag hatte ich bereits gefühlt einen Puls im dreistelligen Bereich. Genau darauf hatte ich mich seit fast einem Jahr gefreut.
Die Startnummer bekommen die Athleten hier als Abziehbild auf den Oberarm. Hört sich vielleicht kindisch an, aber auch darauf hatte ich mich gefreut und auch das war wieder eine kleine Premiere für mich.

Am Renntag klingelte bereits um 3:45 Uhr der Wecker.

Es war ein fast gar unheimliches Gefühl, sich bei Nacht auf den Start vorzubereiten. Nachdem ich mein LIV – Bike aufgepumpt hatte, kam über Lautsprecher die Meldung, dass die Altersklassenathleten entgegen den Profis mit Neopren schwimmen durften. Um 6.30 Uhr mussten die Teilnehmer die Wechselzone verlassen und sich auf den Weg zum Start machen. Jetzt noch schnell in meinen Sailfish Neopren geschlüpft ging es runter ans Meer.

Es war noch immer dunkel, nur die Lichter der Straßenlaternen beleuchteten den Startbereich. Pünktlich zum Start der Profis um 7 Uhr wurde der Himmel heller. Der Start der Agegrouper wurde als Rolling – Start zehn Minuten nach den Profis durchgeführt. Alle acht Sekunden wurden sieben Athleten auf die 1,9 km lange Schwimmstrecke geschickt und somit die übliche Massenschlägerei umgangen.

Das Schwimmen heute war wirklich einzigartig. Beim ersten Richtungswechsel an der hintersten Boje kam die Sonne am Horizont hervor. Dieser Moment war wirklich total beeindruckend. Wann ist man um diese Zeit sonst schon im Wasser, um derartiges erleben zu dürfen. Bis zum nächsten Richtungswechsel blickte man immer nur gegen die Sonne. Im Blindflug orientierte ich mich ausschließlich an den Athleten bzw. deren Schatten um mich herum. Nach 31:48 Minuten und Rang drei in meiner Altersklasse spürte ich erstmals wieder festen Boden unter den Füßen und machte mich auf den Weg in die Wechselzone.

Der 92 km lange Radkurs ist das Juwel vom 70.3 IRONMAN in Nizza. Die Strecke führt durch kleine Dörfer in den Bergen, was den Athleten immer wieder wunderschöne Panoramablicke ermöglicht. Nach zehn flachen Kilometern geht es bis Kilometer 45 nur bergan auf eine Passhöhe von 963m. Tendenziell geht es ab da nur noch bergab und am Ende wieder flach Richtung Wechselzone. Mir lief es auf der ersten Hälfte der Radstrecke ausgesprochen gut und ich konnte gegenüber den schnellen Schwimmerinnen Zeit gut machen. Auf den Abfahrten hingegen fehlte mir einmal mehr die Fahrtechnik und der Mut, in Kurven, welche nicht einzusehen sind, mit Vollgas bergab zu ballern. Viele Athleten, welche ich auf den ersten Kilometern hinter mir lassen konnte, schlossen dadurch in den Abfahrten wieder zu mir auf. Die schnellste Radzeit meiner Altersklasse bestätigte meine persönliche Einschätzung und meine Paradedisziplin sollte ja erst noch kommen…

Die 21,1 km lange Laufstrecke führt auf dem Radweg entlang der Promenade des Anglais in südliche Richtung. Nach dem zweiten Wechsel hatte ich etwa zwei Minuten Rückstand auf die Führende meiner Altersklasse. Bei Kilometer 5,5 war auf Höhe des Flughafens der erste Wendepunkt. Mit zunehmender Wettkampfdauer machte mir die Hitze immer mehr zu schaffen. Wie sich später herausstellen sollte, erging es nicht nur mir so. Jetzt ging es zurück Richtung Wechselzone. Obwohl ich vom körperlichen Zustand eigentlich gerne ins Ziel eingebogen wäre galt es diese Runde danach ein zweites Mal zu bewältigen.
Der DJ bei Kilometer 11 im Zielbereich konnte sich wohl bei meinem Anblick in mich und meine Gefühlslage zu diesem Zeitpunkt hinein versetzen und schickte mich – wohl ungewollt – mit dem Titel „Highway to hell von AC/DC“ auf die zweite Hälfte. Also nochmals raus zum Flughafen und wieder zurück. Hier kommt der Nachteil vom Rolling – Start beim Schwimmen zum tragen. Man muss bis zum Schluss immer alles geben. Schließlich könnte eine später gestartete Konkurrentin doch noch schneller unterwegs sein, was ein taktieren unmöglich macht.
Die letzten fünf Kilometer waren dann wirklich die härtesten Kilometer meines Lebens. Eigentlich wollte ich meinen Zieleinlauf in dieser gigantischen Atmosphäre ausgiebig genießen, was mir leider Aufgrund der hohen Temperaturen verwehrt verblieb. Einfach ausgedrückt: Ich hatte wohl einen Sonnenstich und war froh, am Ende überhaupt das Ziel zu erreichen.

Die Frage meiner Mama im Ziel, wie ich mich so quälen und derart verausgaben kann, musste ich fürs Erste einmal unbeantwortet lassen.

Nach etwas Abstand, einer Massage und ausgiebiger Zielverpflegung (auch die war hier Einzigartig), konnte ich mich erstmals über meine vollbrachte Leistung freuen.

  • klarer Sieg in meiner Altersklasse und damit die Qualifikation für die 70.3 WM 2019 in Nizza
  • 9. Gesamtrang ALLER Mädels mit „nur“ rund 17 Minuten Rückstand zur Siegerin
  • Mit meiner Endzeit von 5:03:32 Stunden beste Deutsche Athletin und schneller als einige Profi-Mädels

Um 18 Uhr gab es die Belohnung und Anerkennung für meine Leistung und vielleicht die Antwort auf Mamas Frage in Form von der Slot – Vergabe für die WM 2019 an gleicher Stelle.
Anschließend wurden auf der Award Ceremony die Sieger geehrt.

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Ja, genau diese Erlebnisse mit den verbundenen Emotionen, das ist die Antwort auf Mamas Frage.

 

Ergebnisse:

Ergebnisse Nizza 2018

Letzter Formtest vor Nizza beim Einzelzeitfahren in Stuttgart

Es ist keine große Veranstaltung. Das möchten die Veranstalter der SG Stern auch garantiert nicht. Ein kleines Rennen, mit gerade mal 60 Startern, aber dennoch perfekt organisiert. Seit 2016 bin ich jetzt schon das dritte Jahr in Folge mit dabei. Weil es einfach geil ist, dort zu radeln, wo sonst nur Autos fahren dürfen. Völlig am Anschlag – 8 Runden auf der Daimler Einfahrtstrecke im Werksgelände in Stuttgart Untertürkheim.

Nachdem ich im Vorjahr den Sieg um wenige Sekunden verpasst hatte, wollte ich dieses Jahr angreifen. Dass ich heuer schneller bin als je zuvor – dessen war ich mir schon im Vorfeld bewusst.

 

2016:    36:10 Minuten   –  39,8km/h

2017:    35:48 Minuten   –  40,2km/h

2018:             ???

 

Die Gründe sind vielschichtig: Meine Sitzposition auf meiner LIV Zeitfahrmaschine wurde von STAPS in München zum Saisonstart erstmals optimal auf meinen Körper eingestellt, was sich bemerkbar machen sollte. Dieses Jahr habe ich deutlich mehr Trainingskilometer gegenüber den Vorjahren. Auch mein Radtrikot wurde gegen den aerodynamisch günstigeren Castelli Rennanzug vom Pro Team Mohrenwirt eingetauscht. Zudem sollte mein Uvex Zeitfahrhelm erstmals mit Visier zum Einsatz kommen und mir einige Watt einsparen.

Gestartet wurde wie immer von der Startrampe. 5-4-3-2-1 ab ging die Post. Auch bei nur acht Runden über insgesamt 24 Kilometer gilt es, seine Kräfte gleichmäßig einzuteilen.

Mit meiner Zeit von 34:48 Minuten reichte es dieses Jahr für eine neue persönliche Bestzeit und den Platz ganz oben auf das Podium.

 

 

Meine Bestzeit konnte ich somit um genau 60 Sekunden zum Vorjahr verbessern, was eine Durchschnittsgeschwindigkeit auf den 24 Kilometern von 41,3 km/h bedeutet …

 

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Private Fotos waren auf dem Werksgelände verboten, aber der Veranstalter hat versprochen, uns noch Bilder zur Verfügung zu stellen…

 

Die Form stimmt also und ich freue mich wie ein kleines Kind auf den Triathlon in Nizza. Nur noch sieben mal schlafen…