Mit Viernheim konnte ich bisher überhaupt nichts anfangen. Mit der Vergabe der Altersklassen DM 2018 im Triathlon über die Olympische Distanz wurde mein Interesse geweckt. Schließlich galt es, meinen Titel vom Vorjahr aus dem Kraichgau zu verteidigen. Außer das Viernheimer Dreieck aus den Staumeldungen im Radio kannte und wusste ich nichts von Viernheim. Also wurde erst einmal Mr.Google aktiviert: Viernheim, eine Stadt im südlichsten Hessen. Ein Triathlon mit über 30-jähriger Historie. Papa hatte sich dort wohl in jungen Jahren mit späteren Triathlongrößen wie Lothar Leder gebattlet. Erinnerungen seinerseits auch Fehlanzeige.
Bei genauerer Betrachtung der Veranstalterhomepage wurde ich auf die sehr anspruchsvolle Radstrecke aufmerksam. Steigungen bis zu 17%. Oha. Ich war vorgewarnt und die Strecke haben – wie immer – alle zu bewältigen, da musste auch ich jetzt durch.
Am Start wie fast immer dieses Jahr: Neoprenverbot. Das Wasser hatte trotz der letzten kalten Nächte immer noch 24 Grad. Die 1,5 Kilometer lange Schwimmstrecke im Hemsbacher Wiesensee wurde auch hier nach etwa einem Kilometer durch einen kurzen Landgang unterbrochen. Raus aus dem Wasser, kurz orientieren und umschauen, und wieder rein ins Getümmel. Nach den nun folgenden letzten 500 Metern ging es nach einer Gesamtschwimmzeit von 20:38 Minuten entgültig Richtung Wechselzone und rauf aufs LIV-Bike. Der Rückstand zur Spitzengruppe der Mädels betrug etwa 1:20 Minuten.
Die Radstrecke hatte es speziell auf der ersten Hälfte wirklich in sich. Nach kurzem Einrollen ging es auch schon die ersten Rampen hoch in den Odenwald. An die 550 Höhenmeter und Steigungen bis zu 17 Prozent lassen den Teilnehmern hier nicht viel Zeit zum durchschnaufen. Beim Radfahren am Limit fühlen sich 17 Prozent übrigens noch viel steiler an, als dies ohnehin schon ist.
Ein weiteres Highlight war der fast drei Kilometer lange Streckenabschnitt auf der B38 durch den Saukopftunnel. Dieser ist normalerweise im öffentlichen Verkehr für Radfahrer tabu. Ich hätte nie gedacht, dass es in einem Tunnel über diese Länge derartig warm ist…Die Mädels vor mir schienen auch sichtlich Spass an dieser anspruchsvollen Strecke zu haben. Mit dem siebtbesten Radsplit konnte ich nach vorne nicht wirklich viel Zeit gut machen.
Der Wechsel vom Rad in die Laufschuhe erfolgte im Viernheimer Waldstadion.
Die Laufstrecke über 10 Kilometer war als Wendepunktstrecke über 3×3,3km angelegt. Jede Runde hatte drei Wendepunkte. Somit immer wieder Blickkontakt mit den Gegnern. Das kann je nach Gefühlslage bzw. Platzierung Motivierend sein, oder eben auch nicht. Immer locker auszuschauen, wenn einem die Konkurrentinnen entgegen kommen, kann ganz schön anstrengend sein. Für die Zuschauer (Mama hielt mich bei meiner Aufholjagd immer auf dem Laufenden) war das Ganze aufgrund der Streckenführung sicherlich überaus interessant.
Nach einer letzten Stadionrunde und 2:13:05 Stunden dann endlich der Zieleinlauf im Viernheimer Waldstadion. Wieder mal hatte sich meine Aufholjagd (bester Laufsplit) gelohnt. Die Titelverteidigung ist mir leider nicht geglückt, dafür waren Lena und Karoline heute auf den ersten beiden Disziplinen zu schnell. Mit Gesamtrang drei und dem Deutschen Vizemeistertitel in meiner Altersklasse bin ich dennoch sehr zufrieden.

Übrigens: Beim Familienbattle mit Papa bin ich heute 3:2 in Führung gegangen. Zwar waren es heute gerade mal fünf Sekunden, aber gewonnen ist gewonnen. Und wenn wir nicht in verschiedenen Startgruppen gestartet wären, hätte es erstmals einen gemeinsamen Zieleinlauf gegeben.
Nach dem Rennen ist vor dem Rennen und deshalb freue ich mich auch jetzt schon wieder auf die Mitteldistanz in Nizza im September. Nizza ist das bisher größte Event meiner noch jungen Laufbahn und soll mein Saisonhöhepunkt werden. Mr.Google brauche ich hierfür nicht konsultieren…