Saisonrückblick 2016

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Enjoy it!

Am Start meines ersten Marathons in Frankfurt im Herbst letzten Jahres sagte mein Vater zwei Worte zu mir, welche mich das ganze folgende Jahr begleiten sollten: Enjoy it! Auch kurz vor dem Ziel bei Kilometer 40, als mir so gar nicht zum Genießen zumute war, kamen diese zwei Worte in den Kopf. Und wie ich diese zwei letzten Kilometer genossen habe! Ich habe schnell gelernt, Emotionen aufzusaugen und Erfahrungen zu sammeln um dies für das tägliche Training als Motivation abzuspeichern. Positive Bilder, welche immer dann abgerufen werden, wenn es mal nicht so rund läuft oder das Training auch einmal Schmerzen bereitet.

Kopfkino…

Ja die Bilder im Kopf, Erinnerungen an tolle Veranstaltungen, neue Bekanntschaften, Erfolge oder außergewöhnliche Leistungen, tolles Training bei bestem Wetter in tollen Landschaften. Ich glaube mein Kopfkino hat dieses Jahr unendlich viele neue Filme ins Programm aufgenommen. Selbst wenn es wirklich an körperliche Grenzen ging und mich das Teufelchen auf meiner Schulter fragte: „Weshalb tust du dir das Ganze eigentlich an?“, so konnte ich diese Frage  mit meinem Kopfkino schnell beantworten. Bei jedem Start gibt es neue Eindrücke zu sammeln. Durch die unterschiedlichen Strecken in unterschiedlichsten Landschaften bei unterschiedlichstem Wetter und wechselnder Konkurrenz ist kein Wettkampf wie der andere. Im Gegensatz zu anderen Sportarten, welche zwangsläufig immer an gleiche Sportstätten gebunden sind, darf ich mich beim Triathlon an jedem Wettkampf mit völlig neuen Voraussetzungen auseinander setzen. Schwimmen im Becken, im See, im Fluß oder gar im Meer ( hatte ich bisher noch nicht ), Radfahren und Laufen flach, hügelig oder bergig. Triathlonsport mitten in der Stadt, auf der grünen Wiese, im In-oder Ausland. Immer etwas Neues. Das macht diesen Sport so reizvoll.

Ich hätte sicher bei dem einen oder anderen Rennen die eine oder andere Sekunde schneller sein können, wenn ich beispielsweise auf der Laufstrecke nicht Kinderhände abgeklatscht hätte. Und wenn mich jemand ganz toll anfeuert, bedanke ich mich mit einem Lächeln. So bin ich halt. Muss ich meine Konkurrentinnen bei der Nudelparty böse anschauen, damit ich beim Wettkampf einen Vorteil habe? Nein, das bin nicht ich. Es gibt eine Vielzahl von Athleten, welche im Rennen keine Freunde und keine Feinde mehr kennen, nichts um sich herum wahrnehmen. Ich habe im Wettkampf bisher noch immer Zeit gefunden, mich mit Mitstreitern zu unterhalten, sie zumindest zu grüßen…ich genieße den Wettkampf und das Drumherum. I Enjoy!

Noch vier Jahre bis Hawaii…

In dieser ersten richtigen Triathlonsaison fand ich mich bereits mit gestanden Triathlon-Profis wie Ricarda Lisk, Natascha Schmitt oder Anja Beranek auf dem Siegerpodest wieder. Was das für Emotionen auslöst, wenn dann beispielsweise Anja auf Hawaii an zweiter Position hinter Daniela Ryf die Kurbel schwingt, kann sich jeder ausrechnen. Stichwort „Hawaii“: Es gibt sicher wenig Verrückte, welche sich den Hawaii-Triathlon via Livestream ganze neun Stunden angesehen haben. Ich habe dazu gehört. Wenn jemand behauptet, eine Fernsehübertragung über einen Langdistanz-Triathlon ist langweilig, so kann ich dem in keiner Weise Recht zustimmen. Ich brauche das für mein Kopfkino für das tägliche Training und als Motivation für meine „Vision 2020“. (*)

Nach der Saison ist vor der Saison:

Das Training für nächstes Jahr hat bereits begonnen. Bei dem aktuell leider schlechten Wetter wird auf dem Hometrainer geballert. Was da auf dem TV vor mir läuft ist auch leicht auszumachen: Die Hawaii-Übertragung auf YouTube in Endlosschleife. Kopfkino eben…und das so lange, bis ich den Film mit allen Darstellern auswendig kann… Wenn ich eines in meiner erst jungen Triathlon-Laufbahn gelernt habe, dann sind das Weisheiten wie „Von nix kommt nix!“ zu verstehen und richtig einzuschätzen. Auch Grundregeln wie „Schnell Schwimmen kommt von schnell Schwimmen…“( Das gleiche gilt im Übrigen auch fürs Radfahren und Laufen… ) haben ihre Daseinsberechtigung. Diese richtig zu dosieren und mit ihnen richtig umgehen zu können, den eigenen Körper und dessen Signale verstehen zu lernen, das ist die Kunst.

Das Wichtigste aber ist immer der Spaß an der Sache. Und manchmal sagt der Spaß oder der Kopf etwas anderes als was im Trainingsplan steht: Wenn eine Daniela Ryf in einer Woche zwei Langdistanzen auf höchstem Niveau absolviert ist das sicherlich nicht vernünftig. Ob sich ein Sebi Kienle mit seinen vielen Starts einen Gefallen getan hat wird von vielen Seiten auch bezweifelt. In beiden Fällen war es wohl der Kopf, welcher fern ab der idealen Trainingslehre den Ausschlag gegeben hat. Es muss halt Spaß machen!

Mein Tag könnte 30 Stunden haben.

Zwangsläufig habe ich bei dem vielen täglichen Training auch ein Zeitproblem. Mein Duales Studium hat sowieso erst mal aller oberste Priorität. Auch für die Regeneration – spricht für genügend Schlaf will gesorgt sein. Treffen mit Freunden außerhalb des Sports werden auf ein Minimum reduziert. Ich habe gelernt, dass Leistungssport auszuüben neben all den positiven Erlebnissen und Erfahrungen auch bedeutet, auf viele Annehmlichkeiten des Lebens zu verzichten.

Danke.

Danke sagen möchte ich meiner Trainerin Michaela (auch wenn ich mich nicht ganz so resolut an die Vorgaben gehalten habe…), danke an die beiden Uli`s von Ruhepuls40 und Mundle Bad & Heizung, sowie an die Darmsheimer Bank. Es ist verdammt schwierig einen nicht ganz so billigen Einzelsport auf entsprechendem Niveau ohne Förderer oder Goldesel im Keller auszuüben. Je besser die Leistung dann wird, umso höher das Niveau an Wettkämpfen verbunden mit steigenden Reisekosten, Kosten für Trainingslager, Material und Startgeldern. Nochmals recht herzlichen Dank!

Ab in den Süden.

Aufgrund meinem Auslandssemester bin ich in der glücklichen Lage, den deutschen Winter für drei Monate in einen australischen Sommer eintauschen zu können. Was dies für mein tägliches Training mit sich bringt, kann ich nur erahnen. Aber ein Sommer in Australien ist trainingstechnisch sicher in jedem Fall besser als ein Winter in deutschen Landen. Oder wie sagt Papa: „Enjoy it!“
(*)

https://luisamoroff.wordpress.com/2016/01/09/ziele-oder-einfach-meine-vision/